Porsche 959 gut – besser – 959
Porsche 959: Der erste Supersportwagen?
Der Porsche 959 gilt als technisches Meisterwerk und als Vorreiter der modernen Supersportwagen. Entwickelt in den 1980er-Jahren, kombinierte er bahnbrechende Technologien mit Porsches ikonischem Design. Ursprünglich als Homologationsmodell für die Gruppe B im Rallyesport konzipiert, avancierte der 959 zu einem der fortschrittlichsten und schnellsten Fahrzeuge seiner Zeit. Seine innovative Technik und sein futuristischer Charakter prägten das Konzept des Supersportwagens, wie wir es heute kennen. Doch war der 959 wirklich der erste Supersportwagen? Tauchen wir ein in die Geschichte dieses beeindruckenden Fahrzeugs.
Designer und Entwicklung: Ein Projekt für die Ewigkeit
Die Entwicklung des Porsche 959 begann 1981 unter der Leitung von Helmuth Bott, dem damaligen Entwicklungschef von Porsche. Ziel war es, ein Fahrzeug zu schaffen, das auf der Straße ebenso beeindruckend war wie auf der Rennstrecke. Die Designer unter der Federführung von Anatole Lapine schufen eine aerodynamisch optimierte Karosserie, die auf dem Porsche 911 basierte, jedoch völlig neu gedacht wurde.
Besonders markant waren die breiten Kotflügel, der integrierte Heckspoiler und die speziellen Luftkanäle, die die Kühlung der Bremsen und des Motors verbesserten. Der 959 sollte nicht nur durch Leistung beeindrucken, sondern auch durch seinen futuristischen Look, der ihn von anderen Fahrzeugen seiner Zeit abhob.
Technische Innovationen: Ein technologischer Meilenstein
Der Porsche 959 war seiner Zeit in vielerlei Hinsicht voraus. Zu den herausragenden Innovationen zählten:
- Biturbo-Aufladung: Der 2,85-Liter-Boxermotor mit zwei Turboladern lieferte 450 PS und ermöglichte eine Höchstgeschwindigkeit von 317 km/h.
- Allradantrieb (Porsche-Steuerung PSK): Das variable Allradsystem verteilte die Kraft optimal zwischen Vorder- und Hinterachse und war ein Novum im Supersportwagen-Segment.
- Fahrwerk mit verstellbarer Bodenfreiheit: Das adaptive Fahrwerk passte sich automatisch an die Fahrbedingungen an und bot wahlweise Komfort oder sportliche Performance.
- Fortschrittliche Elektronik: Der 959 war mit zahlreichen Sensoren und einem elektronischen Steuerungssystem ausgestattet, das Traktion, Fahrwerk und Motorsteuerung in Echtzeit optimierte.
- Kevlar- und Aluminiumkarosserie: Diese Materialien reduzierten das Gewicht und verbesserten die Stabilität.
Mit diesen Innovationen setzte Porsche neue Maßstäbe in der Automobiltechnik und demonstrierte, was im Serienfahrzeugbau möglich war.
Motorenpalette und Getriebe: Perfektion auf Rädern
Der Porsche 959 war mit einem 2,85-Liter-Sechszylinder-Boxermotor ausgestattet, der von zwei sequentiellen Turboladern aufgeladen wurde. Diese Anordnung sorgte für eine gleichmäßige Leistungsentfaltung und minimierte das Turboloch, ein Problem, das viele Turbomotoren jener Zeit plagte.
Der Motor leistete 450 PS bei 6.500 U/min und ein Drehmoment von 500 Nm bei 5.000 U/min. Diese Kraft wurde über ein 6-Gang-Schaltgetriebe übertragen, das speziell für den 959 entwickelt wurde und auch einen Geländegang für Einsätze abseits befestigter Straßen bot.
Modelle: Komfort vs. Rennstrecke
Der Porsche 959 wurde in zwei Hauptvarianten angeboten:
- 959 Komfort: Mit hochwertiger Lederausstattung, Klimaanlage, beheizbaren Sitzen und einem Audiosystem richtete sich diese Version an anspruchsvolle Kunden, die Komfort mit extremer Leistung verbinden wollten.
- 959 Sport: Diese Version war leichter und verzichtete auf einige Komfortfeatures, um eine noch kompromisslosere Performance zu bieten.
Vorgänger und Nachfolger: Porsches Weg zum Supersportwagen
Der 959 hatte keinen direkten Vorgänger, da er ein völlig neues Konzept für Porsche darstellte. Als Nachfolger kann der Porsche Carrera GT betrachtet werden, der den technologischen Anspruch des 959 weiterführte. Später übernahm der Porsche 918 Spyder die Rolle des technologischen Aushängeschilds der Marke.
Motorsport: Vom Rallye-Traum zum Dakar-Sieger
Der Porsche 959 wurde ursprünglich für die Gruppe B im Rallyesport entwickelt, doch die Regeln änderten sich, bevor das Fahrzeug in der Serie antreten konnte. Stattdessen nahm Porsche mit modifizierten 959-Modellen an der Rallye Dakar teil und sicherte sich 1986 einen Doppelsieg. Diese Erfolge unterstrichen die Vielseitigkeit und Robustheit des Fahrzeugs.
Topmodell und Sondermodelle
Das Topmodell war der 959 Sport, das durch seine reduzierte Ausstattung und das niedrigere Gewicht die ultimative Performance bot. Es gab auch einige Sondermodelle, darunter speziell angefertigte Varianten für Sammler und Kunden, die individuelle Anpassungen wünschten. Ein besonders bekanntes Exemplar ist der von Bill Gates bestellte 959, der aufgrund der damaligen US-Importgesetze jahrelang in einem Zolllager stand.
Konkurrenten: Der Maßstab für eine neue Ära
Der Porsche 959 trat gegen einige der größten Namen der 1980er-Jahre an, darunter:
- Ferrari F40: Bekannt für seine rohe Leistung und Leichtbauweise, war er der Hauptkonkurrent des 959.
- Lamborghini Countach QV: Ein Symbol für Exklusivität und extravagantes Design.
- Jaguar XJ220: Ein weiteres technisches Wunderwerk, das jedoch später erschien.
Während der Ferrari F40 durch seine puristische Philosophie punktete, war der 959 ein Technologieträger, der das Supersportwagen-Segment revolutionierte.
Existierende Fahrzeuge und Sammlerwert
Von den ursprünglich produzierten 292 Exemplaren des Porsche 959 sind die meisten heute noch erhalten, da sie von Sammlern sorgfältig gepflegt werden. Der Neupreis des 959 lag 1987 bei etwa 420.000 DM, was inflationsbereinigt heute rund 300.000 Euro entspricht.
Auf dem Sammlermarkt erzielen gut erhaltene Fahrzeuge Preise zwischen 1,5 und 2,5 Millionen Euro, wobei seltene Sondermodelle oder Fahrzeuge mit besonderer Historie deutlich teurer sein können.
Stärken und Schwächen
Stärken:
- Bahnbrechende Technologien und Innovationen
- Herausragende Fahrdynamik und Leistung
- Zeitloses Design mit hohem Wiedererkennungswert
- Limitierte Stückzahl und hoher Sammlerwert
Schwächen:
- Hohe Wartungs- und Reparaturkosten
- Ersatzteile sind selten und teuer
- Komplexe Technik kann für Werkstätten eine Herausforderung sein
Worauf achten beim Kauf?
Beim Kauf eines Porsche 959 sollten Käufer besonders auf den technischen Zustand achten. Eine vollständige Wartungshistorie ist essenziell, da Reparaturen und Ersatzteile äußerst kostspielig sind. Zudem sollte die Originalität überprüft werden, da nachträgliche Modifikationen den Sammlerwert beeinträchtigen können. Eine umfassende Inspektion durch einen Porsche-Spezialisten wird dringend empfohlen.
Fazit: Der erste Supersportwagen?
Der Porsche 959 ist ein Meilenstein in der Geschichte der Supersportwagen. Er brachte Innovationen auf die Straße, die ihrer Zeit weit voraus waren, und definierte, was ein Supersportwagen sein sollte: eine perfekte Kombination aus Leistung, Technologie und Exklusivität. Ob er der erste Supersportwagen war, mag diskutierbar sein, doch unbestritten bleibt, dass der 959 die Messlatte für alle zukünftigen Sportwagen höher gelegt hat. Ein Fahrzeug, das Geschichte schrieb – und das Herz jedes Porsche-Enthusiasten höher schlagen lässt.