Fiat 131Mirafiori
Fiat 131: Ein Klassiker mit Rennsportgenen
Der Fiat 131 – von Enthusiasten liebevoll „Mirafiori“ genannt – ist ein Meilenstein in der Geschichte des Automobilbaus. Von 1974 bis 1984 gebaut, brachte er Fiat zahlreiche Verkaufserfolge und gewann gleichzeitig im Motorsport weltweiten Ruhm. Als einer der letzten Vertreter klassischer Heckantriebs-Limousinen aus Italien begeistert der 131 bis heute mit seiner Vielseitigkeit, seiner zeitlosen Form und seiner spannenden Geschichte.
Designer und Entwicklung: Eine Ikone entsteht
Das Design des Fiat 131 stammt aus der Feder der Fiat-eigenen Designabteilung, unter Leitung von Dante Giacosa, einer der bedeutendsten Persönlichkeiten der italienischen Automobilwelt. Die klare, kantige Linienführung des 131 war typisch für die 1970er-Jahre und verband Funktionalität mit Eleganz. Der Name „Mirafiori“ war eine Hommage an das gleichnamige Werk in Turin, in dem der 131 gebaut wurde.
Die Entwicklung des 131 erfolgte als Nachfolger des Fiat 124, der als Welt-Auto bekannt wurde. Fiat wollte mit dem 131 eine modernere Mittelklasse-Limousine schaffen, die robuste Technik mit einem ansprechenden Design vereinte. Die Ingenieure konzentrierten sich dabei auf Langlebigkeit, einfache Wartung und Fahrkomfort.
Technische Innovationen: Fortschritt mit Tradition
Der Fiat 131 war für seine Zeit technisch auf der Höhe. Eine der herausragenden Innovationen war die Einführung des Twin-Cam-Motors in den sportlicheren Varianten, ein Meilenstein in der Serienproduktion. Diese Doppelnockenwellen-Technologie, die Fiat mit Hilfe des legendären Motorenentwicklers Aurelio Lampredi verfeinerte, sorgte für eine gesteigerte Leistung und ein dynamisches Fahrgefühl.
Die Aufhängung wurde ebenfalls modernisiert: vorne kamen McPherson-Federbeine, hinten eine robuste Starrachse mit Schraubenfedern zum Einsatz. Dies bot eine gute Balance zwischen Komfort und sportlicher Straßenlage. Das Bremssystem verfügte an den Vorderrädern über Scheibenbremsen, was die Sicherheit erheblich verbesserte.
Motorenpalette und Getriebe: Von sparsam bis sportlich
Der Fiat 131 war mit einer Vielzahl von Motoren erhältlich, um unterschiedliche Käufergruppen anzusprechen. Die Basisversionen wurden von robusten 1,3-Liter- und 1,6-Liter-Vierzylindern mit einfacher Nockenwelle angetrieben. In den sportlichen Varianten – wie dem 131 Racing oder dem legendären Abarth – kamen die bereits erwähnten Twin-Cam-Motoren mit bis zu 140 PS zum Einsatz.
Die meisten Modelle wurden mit einem 4-Gang-Schaltgetriebe ausgeliefert, während die leistungsstärkeren Varianten ein 5-Gang-Getriebe erhielten. Für den Komfortliebhaber gab es auch eine 3-Gang-Automatik als Option.
Modelle, Vorgänger und Nachfolger: Eine erfolgreiche Baureihe
Der Fiat 131 ersetzte den erfolgreichen Fiat 124, der seinerzeit den Weg für den modernen Mittelklassewagen geebnet hatte. Der 131 selbst wurde in mehreren Varianten angeboten:
- Limousine (2- und 4-türig)
- Kombi (Familiare und Panorama)
- Sportcoupé (Mirafiori Racing)
Nach der Einstellung des 131 im Jahr 1984 wurde er durch den frontgetriebenen Fiat Regata ersetzt. Doch keiner seiner Nachfolger konnte den legendären Status des 131 erreichen.
Motorsport: Der Fiat 131 Abarth – eine Legende
Der absolute Höhepunkt der 131-Baureihe war der Fiat 131 Abarth, eine Rallye-Ikone, die in den späten 1970er-Jahren zahlreiche Erfolge feierte. Ausgerüstet mit einem 2,0-Liter-Twin-Cam-Motor mit 16 Ventilen und bis zu 230 PS, war der 131 Abarth für seine Zeit ein wahres Kraftpaket. Mit einer verstärkten Karosserie, breiteren Kotflügeln und einer überarbeiteten Fahrwerksgeometrie wurde der Abarth speziell für den Rallye-Einsatz entwickelt.
Der 131 Abarth gewann zwischen 1976 und 1982 drei Fahrer- und zwei Konstrukteurs-Weltmeisterschaften in der Rallye-Weltmeisterschaft. Fahrer wie Markku Alén und Walter Röhrl schrieben mit diesem Auto Geschichte. Besonders Röhrls Sieg bei der Rallye Monte Carlo 1980 gilt als legendär und festigte den Ruf des 131 als einer der besten Rallyewagen seiner Ära.
Topmodell und Sondermodelle
Das Topmodell der 131-Baureihe war zweifellos der 131 Abarth, der nicht nur durch seine Leistung, sondern auch durch sein markantes Design bestach. Neben dem Abarth gab es auch exklusive Sondermodelle wie den 131 Racing, der mit sportlichen Akzenten wie Doppelrundscheinwerfern, Sportsitzen und auffälligen Farbkombinationen ausgestattet war.
Ein weiteres seltenes Sondermodell war der 131 Volumetrico, der mit einem Kompressor ausgestattet war und nur in geringer Stückzahl produziert wurde.
Konkurrenten: Der Kampf um die Mittelklasse
Der Fiat 131 trat gegen starke Konkurrenten wie den Ford Taunus, den Opel Ascona und den Volkswagen Passat an. Während diese Rivalen auf eine konservativere Technik setzten, überzeugte der 131 durch seine sportlichen Gene und die innovative Twin-Cam-Technologie. Besonders im Motorsport setzte sich der 131 deutlich von seinen Mitbewerbern ab.
Existierende Fahrzeuge und Sammlerwert
Obwohl der Fiat 131 in großen Stückzahlen produziert wurde, sind heute nur noch wenige Exemplare in gutem Zustand erhalten. Besonders die sportlichen Varianten wie der 131 Abarth oder der Racing sind bei Sammlern heiß begehrt.
Ein Fiat 131 Abarth kostete zur Einführung etwa 40.000 DM, während gut erhaltene Modelle heute Preise von 150.000 Euro und mehr erzielen – eine beeindruckende Wertsteigerung. Auch einfachere Modelle wie die Limousine oder der Kombi haben ihren Wert stabilisiert, besonders wenn sie in gutem Originalzustand sind.
Stärken und Schwächen
Stärken:
- Sportliches Fahrverhalten, besonders in den Twin-Cam-Varianten
- Robuste Technik und einfache Wartung
- Motorsportgeschichte und ikonisches Design
Schwächen:
- Rostanfälligkeit, besonders an den Radläufen und im Unterbodenbereich
- Ersatzteile für seltene Varianten schwer zu finden
- Höherer Wartungsaufwand bei sportlichen Modellen
Worauf achten beim Kauf?
Wer einen Fiat 131 kaufen möchte, sollte besonders auf die Karosserie achten. Rost ist der größte Feind, vor allem an den Kotflügeln, den Türschwellern und im Kofferraumbereich. Die Technik ist grundsätzlich robust, doch die Twin-Cam-Motoren benötigen regelmäßige Pflege, insbesondere bei der Ventileinstellung.
Eine lückenlose Wartungshistorie und ein möglichst originaler Zustand sind entscheidend, um den Wert des Fahrzeugs zu erhalten. Vorsicht ist bei schlecht restaurierten Modellen geboten, da unsachgemäße Arbeiten den Sammlerwert erheblich mindern können.
Fazit: Ein Klassiker für Kenner
Der Fiat 131 ist weit mehr als nur ein Auto – er ist ein Stück italienische Automobilgeschichte. Seine Vielseitigkeit, seine sportlichen Gene und seine Erfolge im Motorsport machen ihn zu einem der faszinierendsten Fahrzeuge seiner Zeit. Für Liebhaber klassischer Fahrzeuge bietet der 131 alles, was das Herz begehrt: zeitloses Design, technische Raffinesse und ein unvergleichliches Fahrerlebnis. Wer einmal hinter dem Steuer eines Fiat 131 saß, wird den Klang seines Motors und das Gefühl der Straßenverbundenheit nie vergessen.