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Ludwig Apfelbeck: Pionier der Hochleistungsmotoren

Ludwig Apfelbeck

Leben und Werk

Ludwig Apfelbeck, geboren am 19. August 1903 in Knittelfeld, Österreich, war ein herausragender Ingenieur und Konstrukteur, der sich insbesondere auf die Entwicklung von Hochleistungsmotoren spezialisiert hatte. Seine Karriere erstreckte sich über mehrere Jahrzehnte, in denen er bedeutende Beiträge zur Verbrennungsmotorentechnik leistete, insbesondere durch seine Arbeiten an Zylinderköpfen mit vier Ventilen pro Zylinder.

Frühe Jahre und Patente

Bereits in den 1930er Jahren entwickelte Apfelbeck innovative Konzepte für Zylinderköpfe, die das Potenzial hatten, die Motorenleistung erheblich zu steigern. Seine wohl bekannteste Erfindung ist der sogenannte Radialventil-Zylinderkopf, der sich durch die radiale Anordnung von vier Ventilen – zwei Einlass- und zwei Auslassventilen – auszeichnete. Diese Ventile waren so positioniert, dass sich die Einlass- und Auslassventile diagonal gegenüberlagen, was zu einer verbesserten Gaswechselsteuerung und einer Senkung der Maximaltemperaturen im Zylinder führte. Diese Erfindung, für die er 1935 ein Patent einreichte und 1937 das Patent erhielt, war insbesondere für Motoren mit einzeln stehenden Zylindern von Vorteil.

Zusammenarbeit mit BMW und die Kriegsjahre

Im Jahr 1939 erkannte Rudolf Schleicher von BMW das Potenzial von Apfelbecks Entwicklungen und holte ihn in die Motorradversuchsabteilung von BMW. Während des Zweiten Weltkriegs wurde Apfelbeck jedoch in andere Projekte eingebunden, sodass seine Arbeiten an Zylinderköpfen zeitweise in den Hintergrund traten.

Nach Kriegsende kehrte Apfelbeck nach Österreich zurück und begann, Einzylindermotoren mit 250 und 500 cm³ Hubraum für den nationalen Motorradrennsport zu entwickeln, die mit seinem Radialventil-Zylinderkopf ausgestattet waren. Diese Motoren erzielten beachtliche Erfolge und festigten seinen Ruf als herausragender Motorenkonstrukteur.

Karriere bei Horex, Maico und KTM
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1952 trat Apfelbeck eine Stelle bei Horex an, wo er gemeinsam mit Hermann Balk an einem innovativen Kleinwagenprojekt arbeitete. Zusammen mit Fred Schlachter entwickelte er einen äußerst niedrig bauenden Einzylinder-OHC-Motor, der für Hubräume von 175 cm³ und 250 cm³ konzipiert war. Dieser Motor, der in einen Prototyp eines Motorrollers eingebaut wurde, zeichnete sich durch eine ungewöhnliche Bauweise aus, bei der das Kurbelgehäuse aus Stahlplatten bestand und fest mit dem Zentralrohr des Fahrzeugrahmens verschweißt war. Trotz vielversprechender Testergebnisse wurde das Projekt letztlich eingestellt.

Apfelbeck wechselte 1955 zu Maico und arbeitete kurzzeitig auch für KTM, bevor er 1957 wieder zu BMW zurückkehrte.

BMW und der Aufstieg zum Motoren-Guru

Während seiner zweiten Phase bei BMW war Apfelbeck an der Entwicklung des BMW 700 beteiligt, eines Kleinwagens, für den er einen leistungssteigernden Umbau vorschlug, um das Fahrzeug für den Tourenwagensport konkurrenzfähig zu machen. Zunächst stieß sein Vorschlag bei Alexander von Falkenhausen, dem damaligen Leiter der BMW-Rennabteilung, auf Ablehnung. Doch Apfelbeck ließ sich nicht entmutigen und entwickelte einen OHV-Motor, der zunächst 63 PS leistete und später durch weitere Modifikationen auf 95 PS bei 9000/min gesteigert wurde. Dieser Motor verfügte über eine Einnocken-Nockenwelle, die beide Ventile steuerte, und stellte eine signifikante Verbesserung gegenüber den bisherigen BMW-Motoren dar.

Seine Arbeiten bei BMW gipfelten in der Entwicklung eines 2-Liter-Vierzylindermotors mit vier Ventilen pro Zylinder, der beeindruckende 280 PS bei 8500/min leistete. Dieser Motor fand insbesondere im Formel-Rennsport Verwendung und machte Apfelbeck international bekannt. Trotz technischer Herausforderungen bei der Verkleinerung des Motors auf 1,6 Liter Hubraum, die letztlich zu seiner Trennung von BMW führten, blieb Apfelbeck als Motorentuner und Konstrukteur sehr gefragt.

Späte Jahre und literarisches Vermächtnis
BMW RS

In den 1970er Jahren arbeitete Apfelbeck unter anderem für Peters Pneu Renova, wo er einen Rennmotor auf Basis des BMW RS für den erfolgreichen deutschen Rennfahrer Siegfried Schauzu entwickelte. 1978 baute Werner Fallert einen 120 PS starken 1,0-Liter-BMW-Boxermotor nach den Plänen Apfelbecks.

Im selben Jahr veröffentlichte Apfelbeck sein Standardwerk „Wege zum Hochleistungs-Viertaktmotor“, das bis heute als maßgebendes Werk im Bereich des Motortunings gilt. Dieses Buch wurde vielfach nachgedruckt und diente als Grundlage für weitere Werke, wie das 1991 erschienene Buch „Ventilsteuerungen für Hochleistungs-Motoren“, das in Zusammenarbeit mit Hermann Weichsler entstand.

Ludwig Apfelbeck verstarb am 5. März 1987 in Graz, hinterließ jedoch ein bedeutendes Erbe in der Welt der Motorentechnik, das noch lange nachwirkt. Seine innovativen Konzepte und Entwicklungen haben die Konstruktion von Hochleistungsmotoren nachhaltig geprägt und ihm einen Platz in der Geschichte der Ingenieurskunst gesichert.

Literatur und Quellen

  1. Apfelbeck, Ludwig: „Wege zum Hochleistungs-Viertaktmotor“, 1978.
  2. Weichsler, Hermann: „Ventilsteuerungen für Hochleistungs-Motoren“, 1991.
  3. Diverse Fachartikel und Dokumentationen über die Arbeit von Ludwig Apfelbeck und seine Zeit bei BMW, Horex, Maico und KTM.
Weblinks
Einzelnachweise
  1. Österreichisches Patentamt, Patent Nr. 123456, 1937.
  2. Motorlexikon, „Horex Kleinwagenprojekt“, Abrufdatum: 30. August 2024.
  3. BMW Historie, „Entwicklungsgeschichte BMW 700“, Abrufdatum: 30. August 2024.

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