MG Magnette ZA/ZB

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MG Magnette cockpit

MG Magnette ZA/ZB: Der Beginn einer neuen Ära für MG

MG Magnette

Der MG Magnette von 1954 war mehr als nur ein weiteres Fahrzeug der britischen Automobilmarke. Es war eine Kombination aus sportlicher Eleganz, fortschrittlicher Technik und britischem Understatement. Der Magnette, entworfen in einer Zeit, in der MG sich von seinen reinen Roadstern weiterentwickelte, schuf eine Brücke zwischen sportlichen und luxuriösen Limousinen. Als großer Liebhaber dieser Ikone möchte ich Ihnen die faszinierende Geschichte und die Details dieses Fahrzeugs näherbringen.


Designer und Entwicklung: Eine Vision von Gerald Palmer

Das Design des MG Magnette ZA wurde von Gerald Palmer entworfen, der zuvor auch den Jowett Javelin und den Riley Pathfinder gezeichnet hatte. Palmer schuf eine elegante Limousine, die moderne Linien mit klassischen Elementen kombinierte. Besonders auffällig war der verchromte Kühlergrill, der sofort als MG-Markenzeichen erkennbar war und dem Fahrzeug eine sportliche Präsenz verlieh.

Der Magnette basierte auf einer Plattform, die mit Austin– und Wolseley-Teilen geteilt wurde. Doch MG fügte seine eigenen Akzente hinzu, um das Fahrzeug sportlicher und exklusiver zu gestalten. Eine der größten Innovationen war das Rack-and-Pinion-Lenkgetriebe (Zahnstangenlenkung), das dem Wagen ein präzises und dynamisches Fahrgefühl verlieh – eine Seltenheit in den 1950er-Jahren.


Technische Innovationen: Mehr als nur eine Limousine

Der MG Magnette ZA war eines der ersten MG-Modelle, das von einem selbsttragenden Karosseriedesign profitierte. Dies trug nicht nur zur Reduzierung des Gewichts bei, sondern verbesserte auch die Steifigkeit und das Fahrverhalten. Die Verwendung moderner Fahrwerkstechnik mit Einzelradaufhängung vorne und einer hinteren Starrachse mit Halbelliptik-Federn sorgte für eine ausgewogene Mischung aus Komfort und Sportlichkeit.

Ein weiteres Highlight war der BMC B-Serie-Motor, ein robustes und vielseitiges Aggregat, das ursprünglich 60 PS leistete. MG erhöhte später mit der Einführung des ZB-Modells durch Doppelvergaser die Leistung auf 68 PS, was dem Fahrzeug eine lebhaftere Beschleunigung und eine höhere Endgeschwindigkeit von rund 140 km/h verlieh.


Motorenpalette und Getriebe: Kraft und Zuverlässigkeit

Die gesamte Magnette-Baureihe wurde vom bewährten 1,5-Liter-Reihenvierzylinder der BMC B-Serie angetrieben. Dieser Motor war bekannt für seine Zuverlässigkeit und einfache Wartung, was ihn zu einem idealen Antrieb für die sportliche Limousine machte. Der Motor war mit einem 4-Gang-Schaltgetriebe gekoppelt, das mit seiner präzisen Schaltbarkeit die sportlichen Ambitionen des Fahrzeugs unterstrich.

Das ZB-Modell brachte eine weitere Verbesserung: Der Motor wurde durch eine geänderte Nockenwelle und einen optimierten Vergaser-Ansaugtrakt noch leistungsstärker, wodurch er das Potenzial der Magnette-Plattform voll ausschöpfte.


Modelle: ZA und ZB

Der MG Magnette wurde in zwei Hauptversionen angeboten:

  • MG Magnette ZA (1954–1956): Die ursprüngliche Version mit 60 PS und klassischen Designelementen wie den schmaleren Stoßfängern.
  • MG Magnette ZB (1956–1958): Das überarbeitete Modell mit 68 PS, einem sportlicheren Erscheinungsbild, verbessertem Interieur und einer höheren Endgeschwindigkeit.

Beide Modelle zeichneten sich durch luxuriöse Innenräume mit Holzeinlagen, Lederpolstern und eine solide Verarbeitungsqualität aus, die dem Fahrzeug ein gehobenes Flair verliehen.


Vorgänger und Nachfolger

Der Magnette ZA war das erste Modell, das MG nach dem Zweiten Weltkrieg in der Kategorie sportlicher Limousinen produzierte. Er löste die älteren T-Serie-Roadster in der Produktion ab und war ein völlig neues Kapitel für MG.

Sein direkter Nachfolger war der MG Magnette Mk III, der 1959 auf den Markt kam und auf der neuen Farina-Karosserie basierte. Dieser Nachfolger übernahm jedoch nicht die sportliche DNA des ZA/ZB und war mehr auf Komfort ausgerichtet, was ihn bei eingefleischten MG-Fans weniger beliebt machte.


Motorsport: Die Magnette im Wettbewerb

Obwohl der MG Magnette keine reine Rennmaschine war, fand er schnell seinen Weg in den Amateur-Motorsport. Besonders beliebt war das Modell in Langstrecken- und Clubrennen, wo seine solide Konstruktion und die präzise Lenkung von Vorteil waren. Viele Fahrer schätzten den Magnette für seine Ausgewogenheit und Zuverlässigkeit auf der Strecke.

Eine Anekdote erzählt, dass ein britischer Gentleman-Racer seinen Magnette erfolgreich bei der Rallye Monte Carlo einsetzte. Mit minimalen Modifikationen an Motor und Fahrwerk überstand der Wagen die anspruchsvollen Strecken und bewies, dass er weit mehr konnte, als nur elegant durch die Stadt zu fahren.


Konkurrenten: Kampf um die Mittelklasse

Der MG Magnette trat gegen starke Konkurrenten wie den Riley Pathfinder, den Jaguar Mark I und den Triumph Renown an. Während Riley und Jaguar oft durch leistungsstärkere Motoren punkten konnten, überzeugte der Magnette durch seine Kombination aus Zuverlässigkeit, sportlicher Dynamik und einem vergleichsweise günstigeren Preis. Seine präzise Lenkung und sein modernes Fahrgefühl setzten Maßstäbe in seiner Klasse.

MG Magnette cockpit

Existierende Fahrzeuge und Sammlerwert

Obwohl der MG Magnette in den 1950er-Jahren in respektablen Stückzahlen produziert wurde, sind heute nur noch wenige gut erhaltene Exemplare zu finden. Die Selbsttragende Karosserie und die britischen Straßenverhältnisse führten dazu, dass viele Fahrzeuge dem Rost zum Opfer fielen.

Ein MG Magnette ZA kostete bei seiner Einführung etwa 1.000 Pfund, was inflationsbereinigt heute ungefähr 30.000 Euro entspricht. Gut erhaltene oder restaurierte Fahrzeuge erzielen heute Preise von 15.000 bis 25.000 Euro, während seltene ZB-Modelle mit Originalausstattung und lückenloser Historie noch höhere Summen erreichen können.


Stärken und Schwächen

Stärken:

  • Zeitloses, elegantes Design
  • Robuste und zuverlässige Technik
  • Präzises Lenkverhalten dank Zahnstangenlenkung
  • Hoher Fahrkomfort und luxuriöse Innenausstattung

Schwächen:

  • Rostanfälligkeit, insbesondere an Bodengruppen und Radläufen
  • Ersatzteilbeschaffung für spezifische Karosserieteile kann schwierig sein
  • Moderate Motorleistung im Vergleich zu sportlicheren Konkurrenten

Worauf achten beim Kauf?

Beim Kauf eines MG Magnette sollten potenzielle Käufer besonders auf Rostschäden achten. Problemzonen sind die Bodenbleche, die Radkästen und der Kofferraumbereich. Auch die Funktion der Bremsanlage und der Zustand des Lenkgetriebes sollten genau geprüft werden.

Eine lückenlose Wartungshistorie und möglichst viele Originalteile erhöhen den Sammlerwert. Fahrzeuge mit seltenen Extras wie einem Radio oder einer Heizung sind besonders begehrt.


Fazit: Ein britischer Gentleman auf vier Rädern

Der MG Magnette ZA/ZB ist ein Fahrzeug, das den Geist der 1950er-Jahre perfekt einfängt. Er kombiniert sportliche Fahreigenschaften mit elegantem Design und innovativer Technik. Für Liebhaber klassischer britischer Fahrzeuge bleibt der Magnette ein einzigartiger Vertreter seiner Ära, der sowohl auf der Straße als auch im Stand begeistert. Wer sich für einen Magnette entscheidet, holt sich nicht nur ein Auto, sondern ein Stück lebendige Automobilgeschichte.

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