Puch 700

Puch 700: Der vielseitige und komfortable Klassiker aus Österreich

Puch 700

Der Puch 700 stellte die nächste Entwicklungsstufe der erfolgreichen Puch-Kleinwagen-Serie dar. Mit einem größeren Motor, verbesserten Komfortmerkmalen und gesteigerter Alltagstauglichkeit baute der Puch 700 auf den Erfolgen des Puch 500 und Puch 650 auf. Dieses Fahrzeug war sowohl für den urbanen Verkehr als auch für längere Überlandfahrten gedacht und setzte neue Maßstäbe in seiner Klasse.


Designer und Entwicklung

Der Puch 700 wurde in den frühen 1960er Jahren von der Steyr-Daimler-Puch AG als Nachfolger des Puch 650 entwickelt. Ziel war es, ein Fahrzeug mit besserer Leistung, mehr Platz und gesteigertem Komfort zu schaffen, das dennoch die typischen Vorzüge der Puch-Reihe – wie Zuverlässigkeit und geringe Betriebskosten – beibehält.

  • Designer: Wie bei den Vorgängermodellen war die Karosserie an den Fiat 500 angelehnt. Die Anpassungen am Design wurden von österreichischen Ingenieuren vorgenommen, insbesondere in Hinblick auf Funktionalität und technische Integration.
  • Zielsetzung: Der Puch 700 sollte ein breiteres Publikum ansprechen, das ein kleines, aber leistungsstarkes Fahrzeug mit moderner Technik suchte.

Innovationen

Der Puch 700 führte mehrere Neuerungen ein, die ihn von den vorherigen Modellen und der Konkurrenz absetzten:

  1. Erweiterter Hubraum: Mit einem 700-cm³-Motor war der Puch 700 deutlich leistungsstärker als seine Vorgänger.
  2. Komfortverbesserungen: Größerer Innenraum, bessere Sitzpolsterung und modernere Armaturen.
  3. Höhere Fahrdynamik: Verbesserte Federung und breitere Spur für mehr Stabilität.
  4. Flexibilität: Verfügbar als Limousine, Kombi und Cabriolet, um verschiedenen Kundenbedürfnissen gerecht zu werden.

Motorenpalette und Getriebe

ModellHubraum (cm³)Leistung (PS)Drehmoment (Nm)GetriebeTopgeschwindigkeit (km/h)
Puch 700 Standard68925-27474-Gang-Schaltgetriebe115
Puch 700 C (Kombi)68925-27474-Gang-Schaltgetriebe110
Puch 700 T (Touring)68930504-Gang-Schaltgetriebe120

Besonderheiten:

  • Boxermotor: Der bewährte luftgekühlte Zweizylinder-Boxermotor wurde weiterentwickelt, um mehr Leistung bei gleichbleibender Zuverlässigkeit zu bieten.
  • Getriebe: Das 4-Gang-Schaltgetriebe war leichtgängig und für alle Geschwindigkeitsbereiche geeignet.

Modelle, Topmodell und Sondermodelle

  • 700 Standard: Die Basisversion mit einfacher Ausstattung.
  • 700 C (Kombi): Eine Variante mit mehr Stauraum, ideal für Familien und Handwerker.
  • 700 T (Touring): Das Topmodell mit mehr Leistung und besserer Ausstattung.

Sondermodelle:

  • Cabriolet: Eine limitierte Version mit offenem Dach.
  • Exportmodelle: Speziell für den internationalen Markt angepasste Varianten mit zusätzlichen Komfortmerkmalen.

Motorsport

Auch der Puch 700 fand seinen Weg in den Motorsport, insbesondere bei Langstreckenrallyes und Bergrennen. Dank seines stärkeren Motors und der verbesserten Stabilität war er eine beliebte Wahl unter Fahrern, die einen zuverlässigen und dennoch leistungsfähigen Kleinwagen suchten.

Erfolge im Motorsport:

  • Langstreckenrallyes: Der Puch 700 bewies sich bei Wettbewerben mit wechselnden Straßenverhältnissen.
  • Bergrennen: Die stärkere Leistung und die breitere Spur ermöglichten gute Ergebnisse in bergigen Regionen.
  • Tuning-Szene: Der Puch 700 wurde oft von privaten Rennfahrern modifiziert, um noch mehr Leistung aus dem Motor herauszuholen.

Vorgänger und Nachfolgemodell

Vorgänger:

  • Puch 650: Der Puch 700 übernahm dessen Grundstruktur, verbesserte jedoch den Komfort, die Leistung und die Alltagstauglichkeit.

Nachfolgemodell:

  • Puch Haflinger (indirekt): Während es keinen direkten Nachfolger im Bereich Kleinwagen gab, entwickelte Puch später den Haflinger, ein leichtes Allzweckfahrzeug, das die technische Expertise von Puch weiterführte.

Verbesserungen gegenüber Konkurrenten:

NSU Prinz
  • NSU Prinz: Größere Robustheit und einfachere Wartung.
  • Fiat 600: Höhere Zuverlässigkeit durch den luftgekühlten Boxermotor.
  • Renault 4CV: Kompakter und agiler, besonders im Stadtverkehr.

Existierende Fahrzeuge und Sammlerwert

Viele Puch 700 sind bis heute erhalten, oft in privater Hand oder in Museen. Restaurierte Fahrzeuge sind besonders gefragt.

Sammlerwert vs. Neupreis inflationsbereinigt

  • Neupreis (1961): Ca. 13.000 Schilling (umgerechnet ca. 950 Euro).
  • Inflationsbereinigt: Ca. 10.000-12.000 Euro.
  • Sammlerwert heute: Je nach Zustand zwischen 15.000 und 40.000 Euro. Besonders seltene Modelle, wie das Cabriolet, können über 50.000 Euro erzielen.

Stärken und Schwächen

Stärken:

  • Größerer Innenraum und besserer Komfort im Vergleich zu Vorgängermodellen.
  • Robuste Technik und zuverlässiger Boxermotor.
  • Vielseitigkeit durch verschiedene Modellvarianten.
  • Hoher Kultstatus und interessante Motorsportgeschichte.

Schwächen:

  • Lautstärke des luftgekühlten Motors.
  • Höhere Ersatzteilpreise, insbesondere für seltene Varianten.
  • Begrenzter Stauraum trotz Kombiversion.

Worauf achten beim Kauf

  1. Karosserie: Rost an den üblichen Stellen, wie Radkästen, Türen und der Bodengruppe, prüfen.
  2. Motor: Regelmäßige Wartung und keine untypischen Geräusche.
  3. Fahrwerk: Zustand der Stoßdämpfer und Federung beachten.
  4. Originalität: Originalteile und -ausstattung erhöhen den Sammlerwert.
  5. Historie: Vollständige Serviceunterlagen sind ein Indikator für gute Pflege.

Fazit

Der Puch 700 war eine gelungene Weiterentwicklung der erfolgreichen Puch-Kleinwagenreihe. Mit mehr Leistung, besserem Komfort und einer größeren Vielfalt an Modellen sprach er ein breiteres Publikum an. Ob als Sammlerstück, Restaurationsobjekt oder klassisches Alltagsfahrzeug, der Puch 700 bleibt eine Ikone österreichischer Ingenieurskunst und ein begehrter Klassiker.

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