Von Vergasern zu Einspritzern
Die Evolution der Kraftstoffversorgung: Von Vergasern zu Einspritzern
Einführung
In den 1970er und 1980er Jahren vollzog sich im Automobilbereich ein erheblicher Wandel in der Art und Weise, wie Kraftstoff in den Motor gelangte. Die Ära der Vergasermotoren neigte sich dem Ende zu, und die moderne Ära der Einspritzsysteme begann. Vergaser waren jahrzehntelang ein wesentlicher Bestandteil von Ottomotoren. Sie vermischten Benzin und Luft, um eine zündfähige Mischung zu erzeugen, die den Kolben im Zylinder in Bewegung setzte. Fahrzeuge wie der VW Käfer, der Opel Kadett und die populären 02-Modelle von BMW verließen sich auf Vergaser, um ihre Kraftstoffversorgung zu regulieren. Dieser Artikel beleuchtet die Übergangsphase von Vergasern zu Einspritzsystemen, mit einem besonderen Fokus auf die Entwicklungen bei BMW, von den Solex 4A1 und Zenith 35/40 Vergasern bis hin zur Einführung moderner Einspritzsysteme.
Vergasermotoren in den 1970er Jahren
In den 1970er Jahren dominierten Vergasermotoren den Automobilmarkt. Fahrzeuge wie der Volkswagen Käfer und der Opel Kadett nutzten den einfachen Solex, der für seine Zuverlässigkeit und Wartungsfreundlichkeit bekannt war. Auch die BMW 02-Serie, die für ihre sportliche Fahrweise geschätzt wurde, war häufig mit einem Solex-Vergaser ausgestattet. Die Einstellung dieser, erforderte technisches Geschick und ein gutes Gefühl, was oft in Werkstätten mithilfe von Unterdruckmessungen vorgenommen wurde.
Diese einfachen arbeiteten nach dem Prinzip des Unterdrucks: Der durch den Motor erzeugte Sog saugte das Benzin durch Düsen in den Luftstrom, wo es mit der Luft vermischt und in den Zylinder geleitet wurde. Während dies für die meisten Standardmotoren ausreichte, stieß das System bei leistungsstärkeren Motoren schnell an seine Grenzen.
Der Schritt zu komplexeren Systemen
Mit der Einführung leistungsstärkerer Motoren, wie sie in den späten 1970er Jahren in den BMW-Modellen zu finden waren, wurde die Technik zunehmend komplexer. Der Zenith 35/40 Doppelvergaser bot eine verbesserte Kraftstoffdosierung und ermöglichte es, größere Mengen an Luft und Kraftstoff präziser zu mischen, was zu einer gesteigerten Leistung führte. Diese Fortschritte erforderten jedoch auch eine sorgfältigere Feinabstimmung und ein tieferes Verständnis der Funktionsweise des Vergasers.
Ein Beispiel hierfür ist der BMW E12 528, der mit einem 2,8-Liter-Reihensechszylinder-Motor und einem Solex 4A1 Doppelregistervergaser ausgestattet war. Dieser Vergaser war eine Weiterentwicklung gegenüber den zuvor verwendeten Zenith-Vergasern und bot eine präzisere Steuerung der Kraftstoffzufuhr. Die Komplexität des Solex 4A1 machte ihn jedoch auch anfälliger für Probleme, wenn er nicht korrekt eingestellt oder gewartet wurde.
Die Feinabstimmung und Probleme mit dem Solex 4A1
Die Feinabstimmung des Solex 4A1 war eine anspruchsvolle Aufgabe. Der Vergaser verfügte über mehrere Einstellschrauben und Düsen, die die Kraftstoffzufuhr und das Luft-Kraftstoff-Gemisch regulierten. Schon kleine Abweichungen in der Einstellung konnten zu erheblichen Problemen führen, wie dem berüchtigten „Beschleunigungsloch“, bei dem das Fahrzeug während der Beschleunigung ins Stocken geriet.
Ein solches Problem trat bei einem BMW E12 528 auf, bei dem das Fehlen zweier kleiner, aber entscheidender Teile, bekannt als „fliegende Druckdosen“, das Beschleunigungsloch verursachte. Diese Dosen, die als Totraumvergrößerer und Rückschlagventil fungierten, waren entscheidend für die korrekte Funktion des Vergasers. Nachdem diese Teile nachträglich eingebaut wurden, war das Problem behoben, und das Fahrzeug lief wieder einwandfrei.
Die Evolution zu Einspritzsystemen
In den späten 1970er und frühen 1980er Jahren begann die Automobilindustrie, auf Einspritzsysteme umzusteigen. Diese Systeme boten eine präzisere Kraftstoffdosierung, was zu einer gleichmäßigeren Leistung und höheren Effizienz führte. Einspritzsysteme eliminierten viele der Probleme, die bei Vergasermotoren auftraten, wie ungleichmäßige Kraftstoffzufuhr und Beschleunigungsprobleme.
Der erste bedeutende Schritt in diese Richtung war die Einführung von mechanischen Einspritzsystemen wie das Bosch K-Jetronic, das 1973 erstmals in den BMW-Modellen eingesetzt wurde. Dieses System arbeitete mechanisch-hydraulisch und regelte den Kraftstofffluss durch eine ständige, aber variabel steuerbare Einspritzung. Dies führte zu einer besseren Mischung und einer effizienteren Verbrennung, insbesondere bei Motoren mit höherer Leistung.
Mit der Weiterentwicklung der Einspritztechnik führte BMW in den frühen 1980er Jahren das Bosch L-Jetronic ein, ein elektronisch gesteuertes Mehrpunkteinspritzsystem (Multipoint-Injection), das den Kraftstoff über individuell angesteuerte Einspritzdüsen direkt in die Ansaugkrümmer der Zylinder einspritzte. Diese Präzision führte zu einem spürbaren Anstieg der Motorleistung und einer Reduktion der Emissionen. Das L-Jetronic-System war ein bedeutender Fortschritt gegenüber den Vergasern und bot eine genauere Steuerung des Luft-Kraftstoff-Gemischs.
Der endgültige Durchbruch kam mit der Einführung der Direkteinspritzung (Direct Injection) in den späten 1990er Jahren. Bei dieser Technik wird der Kraftstoff direkt in den Brennraum eingespritzt, was die Verbrennungseffizienz weiter steigert und die Emissionen weiter reduziert. Direkteinspritzsysteme, wie sie heute in den meisten modernen Fahrzeugen zu finden sind, nutzen Hochdruckpumpen und feinste Einspritzdüsen, um den Kraftstoff exakt dosiert und zum optimalen Zeitpunkt in den Zylinder zu befördern. Dies ermöglicht eine noch bessere Leistungsausbeute und sorgt für niedrigere Verbrauchswerte, insbesondere bei Downsizing-Motoren, die trotz kleinerem Hubraum hohe Leistungswerte erreichen.
Der Übergang zu elektronischen Systemen
Mit der Einführung von elektronischen Einspritzsystemen in der zweiten Hälfte der 1980er Jahre vollzog sich ein weiterer bedeutender Wandel. Diese Systeme boten nicht nur eine präzisere Kraftstoffdosierung, sondern auch eine vollautomatische Steuerung der Zündung, was die Zuverlässigkeit und Effizienz von Motoren erheblich verbesserte. Der Übergang von mechanischen zu elektronischen Zündungen eliminierte viele der Probleme, die mit Vergasermotoren und ihren mechanischen Zündsystemen einhergingen.
Elektronische Zündungen wie die Motronic von Bosch integrierten die Steuerung von Zündung und Einspritzung in ein einziges System, das über Sensoren kontinuierlich die Betriebsbedingungen des Motors überwachte und die Einspritzmenge und den Zündzeitpunkt entsprechend anpasste. Dies führte zu einer deutlichen Steigerung der Effizienz und Leistung des Motors sowie einer Reduktion der Emissionen.
Reflexion und Fazit
Die Entwicklung von Vergasern zu Einspritzsystemen spiegelt den technologischen Fortschritt in der Automobilindustrie wider. Während Vergaser in den 1970er Jahren noch weit verbreitet waren und eine zuverlässige, wenn auch manchmal schwierige, Methode zur Kraftstoffversorgung darstellten, brachte der Übergang zu Einspritzsystemen eine neue Ära der Präzision und Effizienz.
Einspritzsysteme haben die Art und Weise, wie Motoren funktionieren, revolutioniert, indem sie eine präzisere Steuerung der Kraftstoffzufuhr ermöglichten und viele der mit Vergasern verbundenen Probleme beseitigten. Heute sind Einspritzsysteme in nahezu jedem Fahrzeug Standard und ermöglichen eine bessere Leistung, höhere Effizienz und geringere Emissionen.
Für Enthusiasten und Restauratoren klassischer Fahrzeuge bleibt das Verständnis der alten Vergasertechnik jedoch von großer Bedeutung, da diese Motoren eine ganz eigene Charakteristik und eine andere Art von Fahrgefühl bieten. Die Evolution von der einfachen Vergasermotoren zu den hochentwickelten Einspritzsystemen ist eine faszinierende Reise durch die Geschichte der Automobiltechnik.
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