Porsche 968 der letzte mit Frontmotor

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Porsche 968 motor

Porsche 968: Der unterschätzte Held der Transaxle-Ära

Porsche 968 motor

Der Porsche 968 ist ein faszinierendes Kapitel in der Geschichte von Porsche. Ursprünglich als umfassendes Facelift des 944 geplant, wurde er aufgrund zahlreicher technischer und optischer Verbesserungen schließlich als eigenständiges Modell eingeführt. Von 1991 bis 1995 gebaut, markierte der 968 den Höhepunkt der Transaxle-Baureihe mit Frontmotor und Hinterradantrieb. Obwohl er in einer schwierigen finanziellen Phase für Porsche entstand, stellte er eine beeindruckende Mischung aus Innovation und Verfeinerung dar. Heute gilt er als einer der am meisten unterschätzten Porsche-Klassiker.


Designer und Entwicklung: Vom Facelift zum neuen Modell

Der Porsche 968 wurde unter der Leitung von Harm Lagaay entwickelt, der das Design modernisierte und das Fahrzeug näher an den Look des damals neuen Porsche 928 und 911 (964) rückte. Die klaren, fließenden Linien und die neu gestaltete Front mit runden Scheinwerfern gaben dem 968 ein frisches, zeitgemäßes Erscheinungsbild, das sich deutlich vom kantigen 944 absetzte.

Ursprünglich als Überarbeitung des 944 S2 geplant, entschied Porsche, den 968 als eigenständiges Modell zu vermarkten, da mehr als 80 % der Komponenten überarbeitet oder neu entwickelt wurden. Trotzdem blieb das grundlegende Konzept erhalten: ein Frontmotor, Transaxle-Getriebe und perfekte Gewichtsverteilung.


Technische Innovationen: Fortschritt trotz Budgetdruck

Der 968 war trotz der finanziellen Schwierigkeiten bei Porsche ein technisches Meisterwerk. Zu den wichtigsten Innovationen gehörten:

  • VarioCam-Technologie: Das erstmals bei Porsche eingesetzte System der variablen Nockenwellensteuerung optimierte je nach Bedarf das Drehmoment oder die Höchstleistung.
  • Sechsgang-Schaltgetriebe: Der 968 war der erste Porsche, der mit einem serienmäßigen Sechsgang-Getriebe ausgestattet war, was für bessere Kraftentfaltung und Effizienz sorgte.
  • Viergang-Tiptronic-Automatik: Ebenfalls erstmals bei einem Porsche erhältlich, bot sie sowohl Automatikkomfort als auch die Möglichkeit, manuell zu schalten.
  • Leichte Karosserie: Aluminium- und Kunststoffkomponenten senkten das Fahrzeuggewicht und verbesserten die Performance.

Die Kombination dieser Innovationen machte den 968 zu einem der fortschrittlichsten Sportwagen seiner Zeit.

Porsche 968 cs

Motorenpalette und Getriebe: Kraft aus vier Zylindern

Der Porsche 968 wurde von einem 3,0-Liter-Vierzylinder-Boxermotor angetrieben – dem größten serienmäßigen Vierzylindermotor, der je in einem Serienfahrzeug verwendet wurde. Der Motor leistete 240 PS bei 6.200 U/min und ein Drehmoment von 305 Nm bei 4.100 U/min. Mit einer Höchstgeschwindigkeit von 250 km/h und einer Beschleunigung von 0 auf 100 km/h in 6,5 Sekunden (mit Schaltgetriebe) war der 968 ein ernstzunehmender Sportwagen.

Das Sechsgang-Schaltgetriebe bot präzise Gangwechsel und trug zur perfekten Gewichtsverteilung bei, während die Tiptronic-Automatik für den Komfort orientierten Fahrer eine attraktive Option darstellte.


Modelle: Von der Basis bis zur Rennstrecke

Der Porsche 968 war in verschiedenen Varianten erhältlich:

  1. 968 Coupé: Das klassische Modell mit festem Dach und ikonischem Design.
  2. 968 Cabriolet: Eine offene Version für Fahrfreude unter freiem Himmel.
  3. 968 Clubsport: Eine puristische, auf die Rennstrecke ausgelegte Variante, die leichter war und eine straffere Fahrwerksabstimmung hatte. Überraschenderweise war der Clubsport günstiger als das Basismodell.
Porsche 968 cabrio

Vorgänger und Nachfolger: Die Evolution der Transaxle-Baureihe

Der Porsche 968 folgte direkt auf den 944 und war die letzte Ausbaustufe der Transaxle-Baureihe, die mit dem Porsche 924 begann. Nach der Produktionseinstellung des 968 wurde kein direkter Nachfolger eingeführt. Stattdessen konzentrierte sich Porsche auf die Weiterentwicklung des Boxster (986) und die Rückkehr zum Mittelmotor-Konzept.


Motorsport: Der Clubsport als Rennstreckenheld

Der 968 Clubsport war die Motorsport-Variante und wurde schnell zum Favoriten bei Clubrennen und Trackdays. Dank seines reduzierten Gewichts, des strafferen Fahrwerks und der verbesserten Aerodynamik bot er beeindruckende Performance auf der Rennstrecke. Der Clubsport gewann mehrere Langstreckenrennen und war in vielen Amateur-Rennserien erfolgreich.


Topmodell und Sondermodelle

Das Topmodell war der 968 Clubsport, der sich durch leichte Schalensitze, ein sportlicheres Fahrwerk und den Verzicht auf Komfortmerkmale wie elektrische Fensterheber oder Klimaanlage auszeichnete. Sondermodelle wie der 968 Turbo S, von dem nur 14 Exemplare gebaut wurden, boten mit 305 PS noch mehr Leistung und sind heute extrem selten und begehrt.


Konkurrenten: Die Herausforderung aus Europa und Japan

Der Porsche 968 trat gegen starke Konkurrenten an, darunter der BMW M3 (E36), der Nissan 300ZX und der Toyota Supra (Mk4). Während der M3 durch seine Sechszylinder-Leistung überzeugte, punktete der 968 mit seiner hervorragenden Balance, innovativen Technik und Rennsport-DNA.


Existierende Fahrzeuge und Sammlerwert

Von den insgesamt 12.776 gebauten Porsche 968 sind viele noch heute im Umlauf, da sie von Liebhabern gut gepflegt werden. Ein 968 kostete in den 1990er-Jahren etwa 80.000 DM, was inflationsbereinigt heute rund 65.000 Euro entspricht.

Der Sammlerwert hängt stark vom Zustand und der Seltenheit des Modells ab. Während ein gut erhaltener 968 Coupé heute zwischen 30.000 und 50.000 Euro kostet, können seltene Clubsport-Modelle und Turbo S-Varianten Preise von über 150.000 Euro erreichen.

Porsche 968 cockpit

Stärken und Schwächen

Stärken:

  • Perfekte Gewichtsverteilung dank Transaxle-Layout
  • Innovatives Design und zeitlose Ästhetik
  • Starke Performance und hohe Alltagstauglichkeit
  • Rennsport-taugliche Clubsport-Variante
  • Hoher Seltenheitswert und steigender Sammlerwert

Schwächen:

  • Hohe Wartungskosten, insbesondere bei der VarioCam-Technologie
  • Ersatzteilversorgung kann schwierig und teuer sein
  • Im Vergleich zu modernen Sportwagen etwas schwächere Leistung

Worauf achten beim Kauf?

Beim Kauf eines Porsche 968 sollten potenzielle Käufer auf den Zustand der Karosserie und Roststellen achten, insbesondere im Bereich der Radläufe und des Unterbodens. Die VarioCam-Steuerung und die Kupplung sind bekannte Schwachstellen und sollten genau geprüft werden. Ein Fahrzeug mit vollständiger Wartungshistorie und nachweisbaren Servicearbeiten ist essenziell, um zukünftige Kosten zu minimieren.


Fazit: Ein unterschätzter Klassiker mit Charakter

Der Porsche 968 ist ein Meisterwerk der Ingenieurskunst und ein würdiger Abschluss der Transaxle-Ära. Mit seiner innovativen Technik, seinem zeitlosen Design und seiner Vielseitigkeit bietet er alles, was ein echter Sportwagen braucht. Obwohl er oft im Schatten des 911 steht, hat der 968 eine treue Fangemeinde und wird zu Recht immer mehr als Klassiker geschätzt. Für Liebhaber, die Fahrspaß und Exklusivität suchen, ist der 968 eine hervorragende Wahl – ein Stück Porsche-Geschichte, das jeden Kilometer wert ist.

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