Der Mercedes-Benz 190

Der Mercedes-Benz 190: Präzision als Programm

Wie Stuttgart 1982 die Kompaktklasse neu definierte und dabei Maßstäbe für Jahrzehnte setzte
Als Mercedes-Benz 1982 den W 201, besser bekannt als Mercedes 190, präsentierte, war dies mehr als nur die Vorstellung einer neuen Baureihe – es war eine Zeitenwende. Erstmals seit Jahrzehnten wagte sich die Stuttgarter Marke wieder in die Kompaktklasse vor und bewies dabei, dass Mercedes-Qualität auch in kleineren Dimensionen möglich war. Mit seiner kompromisslosen Ingenieurskunst, der legendären Verarbeitungsqualität und einer Modellpalette, die vom sparsamen Diesel bis zum Hochleistungs-16-Ventiler reichte, setzte der 190er neue Maßstäbe in seinem Segment. Über eine Million produzierte Exemplare und ein Ruf für Langlebigkeit, der bis heute anhält, machen den W 201 zu einem der erfolgreichsten und einflussreichsten Mercedes-Modelle aller Zeiten.
Genesis der Kompaktklasse-Revolution: Die Entwicklung des W 201
Die Entwicklung des Mercedes-Benz 190 begann bereits in den frühen Siebzigerjahren, als die Ölkrise und veränderte Kundenbedürfnisse Mercedes-Benz dazu zwangen, ihre Modellstrategie zu überdenken. Das Projekt W 201 sollte beweisen, dass Mercedes-Qualität auch in kleineren, effizienteren Fahrzeugen möglich war, ohne dabei Kompromisse bei Sicherheit und Komfort einzugehen.
Unter der Leitung von Chefentwickler Hans Scherenberg entstand ein Fahrzeug, das in jeder Hinsicht den Mercedes-Standards entsprach. Die Entwicklungskosten von über zwei Milliarden D-Mark – eine für damalige Verhältnisse astronomische Summe für ein Kompaktklasse-Fahrzeug – spiegelten den Anspruch wider, keine Kompromisse zu machen.
Das Design stammte von Bruno Sacco und seinem Team, die eine Karosserie schufen, die zeitlos elegant und gleichzeitig aerodynamisch effizient war. Mit einem cW-Wert von 0,33 war der 190er seiner Zeit voraus und trug maßgeblich zur Effizienz der Motoren bei.
Die Konstruktion folgte konsequent Mercedes-Prinzipien: Sicherheit hatte oberste Priorität, gefolgt von Langlebigkeit und Komfort. Das Ergebnis war ein Fahrzeug, das in seiner Klasse neue Maßstäbe setzte und die Konkurrenz zum Umdenken zwang.
Ingenieurskunst im Detail: Technik ohne Kompromisse
Der Mercedes-Benz 190 war ein Lehrstück deutscher Ingenieurskunst. Jedes Detail war durchdacht, jede Komponente auf Langlebigkeit ausgelegt. Die selbsttragende Karosserie war nach den neuesten Erkenntnissen der passiven Sicherheit konstruiert, mit definierten Knautschzonen und einer extrem stabilen Fahrgastzelle.
Das Fahrwerk kombinierte bewährte Mercedes-Technik mit modernen Erkenntnissen. Vorne kamen MacPherson-Federbeine zum Einsatz, hinten eine aufwendige Mehrlenker-Hinterachse, die Mercedes als „Raumlenkerachse“ bezeichnete. Diese Konstruktion war teurer als einfache Verbundlenkerachsen, bot aber deutlich bessere Fahreigenschaften und Komfort.
Die Lenkung war eine präzise Zahnstangenlenkung, die in den höheren Ausstattungslinien optional mit Servounterstützung erhältlich war. Die Bremsen – Scheibenbremsen vorne, Trommelbremsen hinten in den Basisversionen – waren großzügig dimensioniert und boten zuverlässige Verzögerung.
Besonders bemerkenswert war die Verarbeitungsqualität. Die Spaltmaße waren millimetergenau, die Materialien hochwertig und langlebig. Selbst in den Basisversionen gab es keine billigen Kunststoffe oder minderwertigen Komponenten – ein Standard, der in der Kompaktklasse bis dahin unbekannt war.
Die Aerodynamik war für die frühen Achtzigerjahre außergewöhnlich. Der cW-Wert von 0,33 wurde durch sorgfältige Detailarbeit erreicht: versenkbare Türgriffe, optimierte Unterbodenverkleidung und eine sorgfältig gestaltete Karosserieform trugen zur Effizienz bei.
Die Motorenpalette: Vom Sparwunder zum Hochleistungsaggregat
Der Mercedes-Benz 190 bot eine Motorenpalette, die praktisch jeden Kundenwunsch abdeckte. Den Einstieg bildeten die Dieselmotoren, die Mercedes-Benz zu einem Pionier der Diesel-Pkw-Technologie machten.
Die Dieselmotoren
Der 190 D mit seinem 2,0-Liter-Vierzylinder-Diesel und 72 PS war ein Meilenstein der Effizienz. Mit einem Verbrauch von unter 6 Litern auf 100 Kilometer bewies er, dass Sparsamkeit und Mercedes-Qualität vereinbar waren. Der später eingeführte 190 D 2.5 mit 94 PS aus 2,5 Litern Hubraum bot mehr Leistung bei weiterhin niedrigem Verbrauch.
Die Krönung der Diesel-Palette war der 190 D 2.5 Turbo mit 126 PS – der erste Turbodiesel in einem Mercedes-Pkw. Dieser Motor kombinierte die Sparsamkeit des Diesels mit einer Leistung, die auch sportliche Fahrweise ermöglichte.
Die Benzinmotoren
Die Benziner-Palette begann mit dem 190 E, ausgestattet mit einem 2,0-Liter-Vierzylinder und 122 PS. Dieser Motor war kultiviert und sparsam, bot aber bereits die für Mercedes typische Laufruhe und Langlebigkeit.
Der 190 E 2.3 mit 136 PS aus 2,3 Litern Hubraum war der Bestseller der Baureihe. Er bot die optimale Balance zwischen Leistung, Verbrauch und Fahrkomfort und wurde zum Inbegriff des Mercedes 190.
Die sportlichen Höhepunkte waren die 16-Ventil-Motoren: Der 190 E 2.3-16 mit 185 PS und später der 190 E 2.5-16 mit 204 PS. Diese Motoren, entwickelt in Zusammenarbeit mit Cosworth, boten Sportwagen-Performance in einer viertürigen Limousine und machten den 190er zu einem ernsthaften Konkurrenten für BMW M3 und andere Hochleistungslimousinen.

Design-Philosophie: Zeitlose Eleganz
Das Design des Mercedes-Benz 190 war ein Meisterwerk der Zurückhaltung. Bruno Sacco und sein Team schufen eine Karosserie, die alle Mercedes-Designcodes respektierte und gleichzeitig modern und zeitgemäß wirkte.
Die Proportionen waren klassisch: eine lange Motorhaube, eine ausgewogene Fahrgastzelle und ein kurzes, aber elegantes Heck. Die charakteristische Mercedes-Kühlermaske mit dem Stern war sofort erkennbar, aber in den Dimensionen der Kompaktklasse angepasst.
Die Seitenlinie war von einer durchgehenden Sicke geprägt, die dem Fahrzeug Eleganz und visuelle Länge verlieh. Die Fenstergrafik war großzügig geschnitten und sorgte für eine hervorragende Rundumsicht – ein wichtiger Sicherheitsaspekt.
Das Heck war schlicht und elegant gestaltet, mit den charakteristischen Mercedes-Rückleuchten und einer praktisch geschnittenen Heckklappe. Die Stoßfänger waren in Wagenfarbe lackiert und nahtlos in die Karosserie integriert – ein Detail, das in der Kompaktklasse ungewöhnlich war.
Das Interieur folgte Mercedes-Traditionen: hochwertige Materialien, ergonomische Anordnung der Bedienelemente und eine Verarbeitungsqualität, die in der Klasse ihresgleichen suchte. Selbst in den Basisversionen gab es Holzdekor und Stoffbezüge, die normalerweise der Oberklasse vorbehalten waren.
Die Modellpalette: Für jeden Bedarf das richtige Fahrzeug
Mercedes-Benz 190 D (1983-1993)
Der Einstieg in die 190er-Familie mit dem 2,0-Liter-Diesel und 72 PS. Trotz der bescheidenen Leistung bot er alle Mercedes-Tugenden: Qualität, Komfort und Langlebigkeit. Besonders bei Vielfahrern und Taxiunternehmen war er sehr beliebt.
Mercedes-Benz 190 D 2.5 (1985-1993)
Eine Weiterentwicklung mit 2,5 Litern Hubraum und 94 PS. Dieser Motor bot mehr Elastizität und war besonders für Autobahnfahrten besser geeignet.
Mercedes-Benz 190 D 2.5 Turbo (1988-1993)
Der erste Turbodiesel in einem Mercedes-Pkw mit 126 PS. Er kombinierte die Sparsamkeit des Diesels mit sportlicher Leistung und wurde zum Favoriten anspruchsvoller Diesel-Fahrer.
Mercedes-Benz 190 E (1982-1993)
Die Benziner-Grundversion mit 2,0-Liter-Motor und 122 PS. Kultiviert und sparsam, bot er den klassischen Mercedes-Charakter in der Kompaktklasse.
Mercedes-Benz 190 E 2.3 (1986-1993)
Der Bestseller der Baureihe mit 136 PS aus 2,3 Litern. Die optimale Balance zwischen allen Eigenschaften machte ihn zum Inbegriff des Mercedes 190.
Mercedes-Benz 190 E 2.3-16 (1984-1988)
Der erste 16-Ventiler mit 185 PS, entwickelt für den Motorsport. Mit seiner Cosworth-Technik war er ein Wolf im Schafspelz und begründete die Tradition der Mercedes-AMG-Modelle.
Mercedes-Benz 190 E 2.5-16 (1988-1993)
Die Weiterentwicklung mit 2,5 Litern und 204 PS. Noch sportlicher und exklusiver, war er der Höhepunkt der 190er-Baureihe.
Mercedes-Benz 190 E 2.5-16 Evolution I und II (1989-1991)
Limitierte Homologationsmodelle für den DTM-Sport mit aerodynamischen Anbauteilen und bis zu 235 PS. Heute sind diese Modelle unbezahlbare Sammlerobjekte.
Motorsport: Bewährung auf der Rennstrecke
Der Mercedes-Benz 190 E war von Anfang an für den Motorsport konzipiert. Die 16-Ventil-Versionen dienten als Basis für die DTM-Rennwagen, die in den späten Achtziger- und frühen Neunzigerjahren die deutsche Tourenwagen-Meisterschaft dominierten.
In der DTM kämpften Fahrer wie Klaus Ludwig, Roland Asch und Bernd Schneider um Siege und Meisterschaften. Die Mercedes-Benz 190 E DTM-Rennwagen waren technische Meisterwerke mit über 320 PS aus dem 2,5-Liter-16-Ventil-Motor.
Besonders spektakulär war das berühmte Rennen auf dem Nürburgring 1984, bei dem Ayrton Senna, Niki Lauda, Carlos Reutemann und andere Formel-1-Stars in identischen 190 E 2.3-16 gegeneinander antraten. Senna gewann das Rennen und bewies damit die Qualität des Mercedes-Fahrwerks.
Auch in anderen Rennserien war der 190 E erfolgreich. In der europäischen Tourenwagen-Meisterschaft, in nationalen Serien und sogar in Langstreckenrennen bewies er seine Zuverlässigkeit und Performance.
Die Erfolge im Motorsport waren wichtig für das Image der gesamten Baureihe. Sie bewiesen, dass der 190er nicht nur ein sparsames Familienauto war, sondern auch sportliche Gene hatte.

Sicherheit: Pionierarbeit in der Kompaktklasse
Der Mercedes-Benz 190 setzte neue Maßstäbe in der passiven Sicherheit. Die Karosserie war nach dem Mercedes-Sicherheitskonzept konstruiert: kontrollierte Verformung in den Knautschzonen, maximale Stabilität der Fahrgastzelle.
Serienmäßig waren bereits in der Basisausstattung Sicherheitsgurte mit Gurtstraffern, Kopfstützen und eine Sicherheitslenksäule enthalten. Optional gab es ABS – ein System, das in der Kompaktklasse revolutionär war.
Die Crashtest-Ergebnisse waren für die damalige Zeit hervorragend. Der Mercedes-Benz 190 erhielt Bestnoten in allen relevanten Tests und wurde zum Maßstab für Sicherheit in seiner Klasse.
Auch die aktive Sicherheit war vorbildlich. Das ausgewogene Fahrwerk, die präzise Lenkung und die gut dosierbaren Bremsen trugen zur Unfallvermeidung bei.
Qualität und Langlebigkeit: Der Mercedes-Standard
Der Mercedes-Benz 190 war ein Lehrstück in Sachen Qualität und Langlebigkeit. Mercedes-Benz investierte erhebliche Summen in die Entwicklung langlebiger Komponenten und in Qualitätssicherungsmaßnahmen.
Die Korrosionsbeständigkeit war für die damalige Zeit außergewöhnlich. Eine aufwendige Beschichtung und der Einsatz verzinkter Bleche sorgten dafür, dass auch nach Jahrzehnten viele 190er noch rostfrei sind.
Die Motoren waren auf Laufleistungen von mehreren hunderttausend Kilometern ausgelegt. Besonders die Dieselmotoren erreichten oft Laufleistungen von über 500.000 Kilometern ohne größere Reparaturen.
Auch die Innenausstattung war auf Langlebigkeit ausgelegt. Hochwertige Materialien und solide Verarbeitung sorgten dafür, dass auch nach Jahren intensiver Nutzung kaum Verschleißerscheinungen auftraten.
Konkurrenz und Marktpositionierung
Der Mercedes-Benz 190 trat in einem hart umkämpften Marktsegment an. Die Konkurrenz war stark: BMW 3er, Audi 80, Volvo 240/740, Saab 900 – alles etablierte Modelle mit treuer Kundschaft.
Der BMW 3er war der direkte Konkurrent, sportlicher und dynamischer, aber nicht so komfortabel und langlebig. Der Audi 80 bot moderne Technik und Quattro-Allradantrieb, war aber weniger prestigeträchtig. Der Volvo 240 war extrem langlebig und sicher, aber weniger elegant. Der Saab 900 war individuell und technisch interessant, aber weniger zuverlässig.
Gegen diese etablierte Konkurrenz setzte Mercedes auf Qualität, Prestige und Langlebigkeit. Die Strategie war erfolgreich: Der 190er eroberte Marktanteile und etablierte Mercedes in der Kompaktklasse.
Besonders erfolgreich war die Positionierung als „kleiner Mercedes“. Kunden erhielten alle Mercedes-Tugenden zu einem erschwinglicheren Preis – ein Angebot, das viele nicht ablehnen konnten.
Zielgruppe: Aufsteiger und Qualitätsbewusste
Der Mercedes-Benz 190 sprach verschiedene Zielgruppen an. Zum einen waren es Aufsteiger, die sich zum ersten Mal einen Mercedes leisten konnten. Für sie war der 190er der Einstieg in die Mercedes-Welt.
Zum anderen waren es etablierte Mercedes-Kunden, die ein kleineres, sparsameres Fahrzeug suchten, ohne auf Mercedes-Qualität verzichten zu müssen. Besonders als Zweitwagen war der 190er bei wohlhabenden Kunden beliebt.
Die Dieselversionen sprachen Vielfahrer und Geschäftskunden an, die Wert auf niedrige Betriebskosten legten. Taxiunternehmen schätzten die Langlebigkeit und Zuverlässigkeit der Dieselmotoren.
Die 16-Ventil-Versionen richteten sich an sportlich orientierte Kunden, die Performance und Prestige suchten. Diese Modelle konkurrierten direkt mit BMW M3 und anderen Hochleistungslimousinen.
Stärken und Schwächen: Die nüchterne Bilanz
Die Stärken:
- Qualität: Verarbeitung und Materialien auf höchstem Niveau
- Langlebigkeit: Auslegung auf hohe Laufleistungen
- Sicherheit: Pionierarbeit in der passiven Sicherheit
- Komfort: Hoher Fahrkomfort in allen Versionen
- Effizienz: Sparsame Motoren, besonders die Diesel
- Prestige: Mercedes-Image in der Kompaktklasse
- Wertstabilität: Geringer Wertverlust im Vergleich zur Konkurrenz
Die Schwächen:
- Anschaffungspreis: Deutlich teurer als die meisten Konkurrenten
- Wartungskosten: Mercedes-Werkstattpreise auch bei kleinem Modell
- Sportlichkeit: Weniger dynamisch als BMW 3er (außer 16-Ventiler)
- Innovation: Konservative Technik, wenig Innovationen
- Gewicht: Schwerer als die meisten Konkurrenten
- Dieselgeräusch: Besonders frühe Diesel waren laut
- Ausstattung: Viele Features nur gegen Aufpreis
Der Sammlermarkt: Vom Gebrauchtwagen zum Klassiker
Der Mercedes-Benz 190 erlebt derzeit eine Renaissance auf dem Sammlermarkt. Was lange als gewöhnlicher Gebrauchtwagen galt, wird zunehmend als Klassiker geschätzt.
Aktuelle Marktpreise (2024):
- 190 D in gutem Zustand: 8.000 – 15.000 Euro
- 190 E 2.3 in sehr gutem Zustand: 12.000 – 20.000 Euro
- 190 E 2.3-16 in Topzustand: 25.000 – 45.000 Euro
- 190 E 2.5-16 in Concours-Zustand: 35.000 – 60.000 Euro
- 190 E 2.5-16 Evolution I/II: 80.000 – 150.000 Euro
Die Preisentwicklung zeigt einen deutlichen Aufwärtstrend, wobei die 16-Ventil-Versionen die stärkste Wertsteigerung verzeichnen. Besonders begehrt sind unrestaurierte Originalfahrzeuge mit niedriger Laufleistung.
Kaufberatung: Die Suche nach dem perfekten 190er
Modellwahl:
Für Sammler sind die 16-Ventil-Versionen die erste Wahl, besonders der 2.5-16. Für Liebhaber sind auch die normalen Benziner interessant, während Dieselversionen eher für Pragmatiker geeignet sind.
Rost und Karosserie:
Trotz der guten Korrosionsbeständigkeit sollten folgende Bereiche geprüft werden:
- Schweller und Radläufe
- Türrahmen und Fensterdichtungen
- Kofferraum und Reserveradmulde
- Motorhaube und Kotflügel
Motor und Getriebe:
Die Mercedes-Motoren sind grundsätzlich langlebig, aber:
- Wartungshistorie ist entscheidend
- Dieselmotoren auf Verschleiß der Einspritzpumpe prüfen
- 16-Ventiler benötigen regelmäßige Ventileinstellung
- Automatikgetriebe auf Schaltverhalten testen
Ausstattung und Originalität:
- Originalausstattung dokumentieren
- Sonderausstattungen erhöhen den Wert
- Matching Numbers bei 16-Ventilern wichtig
- Wartungsheft und Fahrzeugbrief prüfen
Restaurierung: Präzision ist gefragt
Die Restaurierung eines Mercedes-Benz 190 erfordert Präzision und Qualitätsbewusstsein. Mercedes-Standards müssen eingehalten werden, um den Charakter des Fahrzeugs zu bewahren.
Geschätzte Restaurierungskosten:
- Motorrevision: 5.000 – 12.000 Euro (je nach Motor)
- Karosserierestaurierung: 15.000 – 30.000 Euro
- Innenraumrestaurierung: 5.000 – 10.000 Euro
- Lackierung: 8.000 – 15.000 Euro
- Fahrwerk und Bremsen: 3.000 – 6.000 Euro
Die Gesamtkosten können bei 16-Ventil-Versionen schnell 50.000-70.000 Euro erreichen, weshalb der Zustand vor dem Kauf sorgfältig geprüft werden sollte.
Ersatzteile und Service
Die Ersatzteilversorgung für den 190er ist noch gut:
- Verschleißteile: Meist noch ab Werk lieferbar
- Karosserieteile: Viele Teile noch verfügbar
- Motorteile: Besonders für häufige Motoren gut
- Elektronik: Teilweise problematisch bei älteren Systemen
- Innenausstattung: Sitze und Verkleidungen schwieriger
Mercedes-Benz Classic bietet umfangreiche Unterstützung für Klassiker, einschließlich Teilenachfertigung und Restaurierungsservice.
Clubs und Gemeinschaft
Die Mercedes-Gemeinde ist gut organisiert:
Mercedes-Benz Club Deutschland: Größter Club mit aktiver 190er-Sektion und regelmäßigen Treffen.
W201-spezifische Clubs: Spezialisierte Gruppen für 190er-Enthusiasten mit technischer Unterstützung.
Internationale Mercedes-Clubs: Weltweites Netzwerk für Ersatzteile und Erfahrungsaustausch.
Technische Daten und Fakten
Produktionszeitraum: 1982-1993 Produktionszahlen: 1.879.629 Exemplare Karosserievarianten: Viertürige Limousine Motoren: 1,8-2,5 Liter Benziner, 2,0-2,5 Liter Diesel Leistung: 72-235 PS (je nach Version) Getriebe: 4/5-Gang manuell, 4-Gang automatisch Antrieb: Hinterradantrieb Höchstgeschwindigkeit: 155-235 km/h Verbrauch: 5,8-11,5 l/100km
Das Erbe: Grundstein für moderne Mercedes
Der Mercedes-Benz 190 legte den Grundstein für alle nachfolgenden Mercedes-Kompaktklasse-Modelle. Seine Philosophie – keine Kompromisse bei Qualität und Sicherheit – prägt Mercedes bis heute.
Die im 190er entwickelten Technologien flossen in spätere Modelle ein. Das Sicherheitskonzept wurde weiterentwickelt und ist heute Standard in der gesamten Mercedes-Palette.
Auch das Erfolgsrezept der AMG-Modelle geht auf den 190 E 2.3-16 zurück. Er bewies, dass Mercedes auch sportliche Hochleistungsfahrzeuge bauen konnte.
Fazit: Ein Meilenstein deutscher Ingenieurskunst
Der Mercedes-Benz 190 war mehr als nur ein erfolgreiches Automobil – er war ein Statement. Mercedes bewies, dass Qualität und Prestige auch in kleineren Dimensionen möglich waren, ohne Kompromisse bei den Kernwerten der Marke einzugehen.
Mit seiner kompromisslosen Ingenieurskunst, der legendären Verarbeitungsqualität und der Langlebigkeit setzte der 190er Maßstäbe, die bis heute gültig sind. Er zeigte, dass deutsche Gründlichkeit und Präzision auch in der Kompaktklasse ihren Platz haben.
Für Sammler und Enthusiasten repräsentiert der 190er eine Zeit, als Qualität noch wichtiger war als Kostenoptimierung. Er erinnert uns daran, dass Automobile mehr sein können als nur Transportmittel – sie können Ausdruck einer Philosophie sein.
Der Mercedes-Benz 190 war und bleibt ein Beweis dafür, dass Kompromisslosigkeit sich auszahlt. In einer Zeit, in der Hersteller zunehmend auf Kostenreduzierung setzen, erinnert er uns daran, dass wahre Qualität ihren Preis hat – und ihn auch wert ist. Er war nicht nur ein Auto, sondern ein Versprechen: Das Beste oder nichts, auch in der Kompaktklasse.