Pontiac Fiero Werbebild 1986GT V6

Amerikas mutiger Mittelmotorpionier – Ein Leitfaden für Oldtimer-Enthusiasten

Pontiac Fiero Werbebild 1986GT V6

Die amerikanische Sportwagen-Revolution: General Motors wagt den Mittelmotor mit dem Pontiac Fiero

Der Pontiac Fiero markiert einen bemerkenswerten Meilenstein in der amerikanischen Automobilgeschichte. Als er 1984 auf den Markt kam, stellte er gleich mehrere Premieren dar: Er war der erste in Serie produzierte Mittelmotor-Sportwagen eines US-Herstellers, der erste Zweisitzer von Pontiac seit 1926 und eines der innovativsten Fahrzeuge aus dem Hause General Motors in den 1980er Jahren. Mit seinem futuristischen Design, der ungewöhnlichen Konstruktion und dem ambitionierten technischen Konzept wagte GM einen mutigen Schritt abseits der traditionellen amerikanischen Automobilphilosophie.

Der Name „Fiero“ – italienisch für „stolz“ oder „wild“ – unterstrich die Ambitionen, die Pontiac mit diesem Fahrzeug verband. Es sollte ein erschwinglicher Sportwagen sein, der europäisches Handling mit amerikanischer Zuverlässigkeit und Wirtschaftlichkeit verband. Entwickelt in einer Zeit steigender Kraftstoffpreise und zunehmender Konkurrenz durch japanische und europäische Importfahrzeuge, sollte der Fiero beweisen, dass amerikanische Hersteller innovative, effiziente und aufregende Fahrzeuge bauen konnten.

Mit 355.000 verkauften Exemplaren in nur fünf Produktionsjahren war der Fiero kommerziell durchaus erfolgreich. Dennoch wurde er 1988 überraschend eingestellt – genau zu dem Zeitpunkt, als er technisch ausgereift war und sein volles Potenzial hätte entfalten können. Diese paradoxe Entscheidung macht den Fiero zu einem der faszinierendsten Kapitel der amerikanischen Automobilgeschichte und zu einem Fahrzeug, das bis heute eine leidenschaftliche Fangemeinde hat.

Historischer Kontext: Amerika in den frühen 1980er Jahren

Die Einführung des Pontiac Fiero fiel in eine Zeit tiefgreifender Veränderungen in der amerikanischen Automobilindustrie und Gesellschaft. Die frühen 1980er Jahre waren geprägt von:

Wirtschaftliche Herausforderungen:

  • Nachwirkungen der Ölkrisen von 1973 und 1979
  • Hohe Inflation und Zinssätze
  • Wirtschaftliche Rezession zu Beginn des Jahrzehnts
  • Zunehmender Wettbewerbsdruck durch japanische Importfahrzeuge

Regulatorische Rahmenbedingungen:

  • Strenge CAFE-Standards (Corporate Average Fuel Economy)
  • Verschärfte Emissionsvorschriften
  • Sicherheitsregulierungen, die Fahrzeugdesign und -konstruktion beeinflussten
  • Politischer Druck auf US-Hersteller, effizientere Fahrzeuge zu produzieren

Kultureller Wandel:

  • Aufstieg der „Yuppie“-Kultur mit Betonung auf Individualität und Status
  • Wachsende Beliebtheit europäischer und japanischer Sportwagen
  • Technologiebegeisterung und Zukunftsoptimismus
  • Veränderung der Konsumentenpräferenzen hin zu sportlicheren, effizienteren Fahrzeugen

In diesem Umfeld musste General Motors neue Wege gehen. Die traditionellen großen, schweren und durstigen amerikanischen Autos verloren an Attraktivität, während kompakte, effiziente und sportliche Importfahrzeuge wie der Toyota MR2, der Mazda RX-7 und verschiedene europäische Sportwagen zunehmend Marktanteile gewannen.

Der Pontiac Fiero wurde als strategische Antwort auf diese Herausforderungen konzipiert. Er sollte ein neues, jüngeres Publikum ansprechen, das Wert auf Fahrspaß, Effizienz und modernes Design legte. Gleichzeitig sollte er den CAFE-Standards entsprechen und dazu beitragen, den Flottenverbrauch von GM zu senken.

Die Entwicklung des Pontiac Fiero war auch ein Zeichen für einen kulturellen Wandel innerhalb von General Motors. Eine neue Generation von Ingenieuren und Designern drängte auf innovative Lösungen und war bereit, mit amerikanischen Automobiltraditionen zu brechen. Der Fiero wurde zum Symbol dieses neuen Denkens – ein mutiges Experiment in einer konservativen Industrie.

Entwicklungsgeschichte: Von der Vision zur Realität

Die Entstehungsgeschichte des Pontiac Fiero ist geprägt von Vision, Kompromissen und internen Kämpfen bei General Motors:

Die ursprüngliche Vision:

  • Konzept eines leichten, agilen Zweisitzer-Sportwagens mit Mittelmotor
  • Zielgruppe: Junge, sportlich orientierte Käufer und Pendler
  • Angestrebte Positionierung zwischen wirtschaftlichem Pendlerfahrzeug und echtem Sportwagen
  • Innovative Konstruktion mit Stahlrahmen und Kunststoffkarosserieteilen

Interne Herausforderungen:

  • Widerstand innerhalb von GM gegen ein potenzielles Konkurrenzprodukt zum Chevrolet Corvette
  • Budgetbeschränkungen, die zu technischen Kompromissen führten
  • Notwendigkeit, existierende GM-Komponenten zu verwenden
  • Interne Politik und Rivalitäten zwischen den GM-Divisionen

Entwicklungsphasen:

  • 1978-1979: Erste Konzeptstudien und Machbarkeitsanalysen
  • 1980: Offizieller Projektstart unter dem Codenamen „P-car“
  • 1981-1982: Entwicklung des einzigartigen Rahmens und der Kunststoffkarosserie
  • 1983: Vorproduktion und Testphase
  • 1984: Markteinführung des Pontiac Fiero als Modelljahr 1984

Schlüsselpersonen:

  • Hulki Aldikacti: Türkischstämmiger Ingenieur und Hauptentwickler des Fiero
  • William L. Mitchell: Einflussreicher GM-Designchef, der das Projekt unterstützte
  • Roger B. Smith: GM-Vorstandsvorsitzender, der grünes Licht für das Projekt gab

Eine entscheidende Wendung in der Entwicklungsgeschichte war die Änderung der Marketingstrategie. Ursprünglich als sportlicher, aber wirtschaftlicher „Commuter Car“ (Pendlerfahrzeug) konzipiert, wurde der Pontiac Fiero später stärker als Sportwagen positioniert. Diese Umorientierung führte zu widersprüchlichen Erwartungen und trug zu den späteren Problemen bei der Marktakzeptanz bei.

Bemerkenswert ist auch, dass der Pontiac Fiero trotz aller internen Widerstände und Budgetbeschränkungen überhaupt realisiert wurde. Er stellt eines der wenigen wirklich innovativen amerikanischen Automobilprojekte der 1980er Jahre dar und zeugt vom Mut einzelner Visionäre innerhalb des GM-Konzerns, die bereit waren, neue Wege zu gehen.

Revolutionäre Konstruktion: Technik und Innovation

Der Pontiac Fiero zeichnete sich durch mehrere innovative technische Lösungen aus, die ihn von anderen amerikanischen Fahrzeugen seiner Zeit deutlich unterschieden:

Einzigartige Rahmenkonstruktion:

  • „Space Frame“-Konzept: Geschweißter Stahlrahmen als tragende Struktur
  • Modularer Aufbau: Sechs Hauptmodule, die separat gefertigt und dann zusammengefügt wurden
  • Rostschutz: Vollständiges Eintauchen des Rahmens in Rostschutzlösung
  • Crashsicherheit: Fortschrittliche Knautschzonen und Seitenaufprallschutz

Innovative Karosserie:

  • Nicht tragende Kunststoffpaneele: Aus „Enduraflex“ genanntem verstärktem Kunststoff
  • Korrosionsbeständigkeit: Keine Rostprobleme, ein großer Vorteil gegenüber Stahlkarosserien
  • Einfache Reparatur: Beschädigte Paneele konnten einzeln ausgetauscht werden
  • Gewichtsersparnis: Leichtere Konstruktion als vergleichbare Stahlkarosserien

Mittelmotor-Layout:

  • Motorposition: Direkt hinter den Sitzen, vor der Hinterachse
  • Gewichtsverteilung: Nahezu ideale 40:60-Verteilung (vorne:hinten)
  • Fahrdynamik: Besseres Handling durch zentralen Schwerpunkt
  • Raumnutzung: Zwei Gepäckräume (vorne und hinten)

Antriebsstrang:

  • 1984-1985 Vierzylinder: 2,5-Liter „Iron Duke“ mit 92 PS
  • 1985-1988 V6-Option: 2,8-Liter V6 mit 140 PS
  • Getriebe: Vier- oder Fünfgang-Schaltgetriebe oder Dreistufen-Automatik
  • Hinterradantrieb: Typisch für Sportwagen, untypisch für wirtschaftliche Pendlerfahrzeuge

Fahrwerk:

  • Vorne: Unabhängige Radaufhängung mit MacPherson-Federbeinen
  • Hinten: Unabhängige Radaufhängung mit Querlenkern
  • Komponenten: Teilweise von anderen GM-Fahrzeugen übernommen
  • Abstimmung: Kompromiss zwischen Komfort und Sportlichkeit

Technische Daten im Überblick:

  • Länge: 4,37 Meter
  • Radstand: 2,37 Meter
  • Gewicht: ca. 1.170-1.250 kg (je nach Motorisierung)
  • Höchstgeschwindigkeit: 165-210 km/h (je nach Motorisierung)
  • Beschleunigung (0-100 km/h): 11,0-8,5 Sekunden (je nach Motorisierung)
  • Verbrauch: ca. 8-11 Liter/100 km

Besonders revolutionär war die Kombination aus Stahlrahmen und Kunststoffkarosserie, die später auch bei der Chevrolet Corvette C5 und anderen GM-Fahrzeugen Anwendung fand. Diese Konstruktionsweise bot zahlreiche Vorteile: Sie war leichter als eine konventionelle Stahlkarosserie, korrosionsbeständig und ermöglichte eine kostengünstige Reparatur bei leichten Unfällen.

Der Mittelmotor-Aufbau war für einen amerikanischen Serienwagen revolutionär. Während europäische Hersteller wie Ferrari, Lamborghini und Porsche bereits Erfahrung mit dieser Konfiguration hatten, war sie in der amerikanischen Automobilindustrie praktisch unbekannt. Der Pontiac Fiero bewies, dass ein Mittelmotor-Layout auch in einem erschwinglichen Serienfahrzeug realisierbar war.

Modellentwicklung und Verbesserungen: Die Evolution des Fiero

Pontiac Fiero Werbeplakat 1. Serie 1983 4 zylinder

Während seiner fünfjährigen Produktionszeit durchlief der Pontiac Fiero eine bemerkenswerte Entwicklung, die ihn von einem problembehafteten Erstlingswerk zu einem ausgereiften Sportwagen machte:

Modelljahr 1984:

  • Einführungsmodell mit 2,5-Liter-Vierzylinder (92 PS)
  • Verfügbar als Basis-Coupé und SE (Sport Edition)
  • Manuelle Viergang-Schaltung oder Dreistufen-Automatik
  • Bekannte Probleme mit Motorüberhitzung und Ölverlust
  • Verkaufserfolg mit über 136.000 verkauften Einheiten

Modelljahr 1985:

  • Einführung des Pontiac Fiero GT-Modells mit 2,8-Liter-V6 (140 PS)
  • GT mit aerodynamischem Bodykit und Fastback-Design
  • Neue Fünfgang-Schaltung für V6-Modelle
  • Verbesserte Kühlung zur Behebung der Überhitzungsprobleme
  • Verkaufszahlen: ca. 76.000 Einheiten

Modelljahr 1986:

  • Geringfügige Verbesserungen an Ausstattung und Technik
  • Neue Innenraumoptionen und Farbvarianten
  • Fortgesetzte Qualitätsverbesserungen
  • Rückläufige Verkaufszahlen: ca. 55.000 Einheiten

Modelljahr 1987:

  • Überarbeitetes Fahrwerk mit neuer Vorderradaufhängung
  • Verbesserte Bremsen mit größeren Scheiben
  • Weiterentwickelte Motoren mit besserer Zuverlässigkeit
  • Neue „Formula“-Variante mit GT-Motor, aber leichterem Basiskarosseriedesign
  • Verkaufszahlen: ca. 46.000 Einheiten

Modelljahr 1988:

  • Komplett überarbeitetes Fahrwerk mit neuer Hinterradaufhängung
  • Deutlich verbesserte Fahrdynamik und Handling
  • Verfeinerte Innenausstattung und Ergonomie
  • Höherer Komfort und reduzierte Geräuschentwicklung
  • Letzte Produktionsserie mit ca. 39.000 Einheiten

Sondermodelle und limitierte Editionen:

  • Indy Pace Car Edition (1984): Weiß mit roten Akzenten, kommemorativ für den Einsatz als Indianapolis 500 Pace Car
  • GT Aero Package (1986-1988): Erweiterte Aerodynamik-Komponenten
  • Yellow Indy Pace Car (1988): Gelb mit schwarzen Akzenten, limitierte Auflage
  • Mera Kit: Von Pontiac-Händlern angebotenes Umrüstkit, das den Fiero optisch einem Ferrari 308 ähnlich machte

Die kontinuierliche Weiterentwicklung des Pontiac Fiero ist bemerkenswert. Während viele Automobilhersteller bei Problemen mit einem neuen Modell oft nur minimale Änderungen vornehmen, investierte Pontiac erhebliche Ressourcen in die Verbesserung des Fiero. Das 1988er Modell mit seinem komplett überarbeiteten Fahrwerk gilt unter Enthusiasten als die Krönung dieser Entwicklung – ein Fahrzeug, das endlich das volle Potenzial des ursprünglichen Konzepts realisierte.

Ironischerweise wurde der Fiero genau zu dem Zeitpunkt eingestellt, als er technisch ausgereift war. Diese Entscheidung wird bis heute von Fiero-Enthusiasten bedauert und ist ein klassisches Beispiel für das manchmal paradoxe Management in der Automobilindustrie.

Stärken und Schwächen: Eine ehrliche Bewertung

Der Pontiac Fiero war ein Fahrzeug mit ausgeprägten Stärken, aber auch signifikanten Schwächen, die seine Marktakzeptanz und seinen Ruf beeinflussten:

Stärken:

Design und Erscheinung:

  • Zeitloses, futuristisches Design: Auch heute noch modern wirkende Linienführung
  • Unverwechselbare Präsenz: Sofort erkennbares, eigenständiges Erscheinungsbild
  • Proportionen: Gelungene Sportwagen-Silhouette mit kurzen Überhängen
  • Ausklappscheinwerfer: Charakteristisches Merkmal, das zur Sportwagenästhetik der 1980er Jahre passte
  • Kunststoffkarosserie: Keine Rostprobleme, auch nach Jahrzehnten noch gut erhaltene Exemplare

Fahrdynamik und Handling:

  • Ausgewogene Gewichtsverteilung: Nahezu ideale Balance durch Mittelmotor-Layout
  • Direktes Lenkgefühl: Präzise, unmittelbare Rückmeldung
  • Kompakte Abmessungen: Wendigkeit und gute Übersichtlichkeit
  • Progressives Handling: Besonders die späteren Modelle mit überarbeitetem Fahrwerk
  • Fahrspaß: Engagierendes Fahrerlebnis auch ohne extreme Leistungswerte

Praktische Aspekte:

  • Zwei Gepäckräume: Überraschend praktisch für einen Zweisitzer
  • Gute Kraftstoffeffizienz: Sparsamer als die meisten amerikanischen Sportwagen
  • Einfache Wartung: Gute Zugänglichkeit der meisten Komponenten
  • Robuste Grundkonstruktion: Langlebiger Stahlrahmen
  • Erschwingliche Anschaffung: Deutlich günstiger als europäische Mittelmotorsportwagen

Schwächen:

Technische Probleme:

  • Motorbrände bei frühen Modellen: Hauptsächlich durch fehlerhafte Pleuelstangen und unzureichende Kühlung
  • Überhitzungsprobleme: Besonders bei den 1984er Modellen
  • Unterdimensionierte Bremsen: Bei den frühen Modellen nicht leistungsfähig genug
  • Ölverlust: Chronisches Problem bei vielen Exemplaren
  • Elektrische Probleme: Typisch für amerikanische Fahrzeuge dieser Ära

Fahrleistungen und Handling:

  • Untermotorisierter Vierzylinder: Der „Iron Duke“ bot mit 92 PS keine sportwagengerechte Leistung
  • Schwergängige Schaltung: Besonders bei frühen Modellen
  • Kompromittiertes Fahrwerk: Die ersten Jahrgänge nutzten viele Teile aus der GM-Kompaktwagen-Plattform
  • Untersteuern: Tendenz zum Schieben über die Vorderräder bei schneller Kurvenfahrt
  • Eingeschränkte Sicht nach hinten: Durch die Mittelmotor-Konfiguration

Komfort und Praktikabilität:

  • Eingeschränkter Innenraum: Beengt für größere Fahrer
  • Schwieriger Ein- und Ausstieg: Typisch für tiefe Sportwagen
  • Laute Innenraumakustik: Besonders bei höheren Geschwindigkeiten
  • Harte Federung: Kompromittierter Fahrkomfort zugunsten der Sportlichkeit
  • Klimaanlage: Oft unzureichende Kühlleistung, besonders in heißen Klimazonen

Die Bewertung des Pontiac Fiero muss im historischen Kontext erfolgen. Für einen amerikanischen Hersteller, der keine Erfahrung mit Mittelmotorsportwagen hatte, war der Fiero ein bemerkenswerter erster Versuch. Die kontinuierlichen Verbesserungen über die Produktionszeit zeigen, dass Pontiac die Schwächen erkannte und aktiv an deren Behebung arbeitete.

Besonders bemerkenswert ist, dass viele der ursprünglichen Probleme durch die Enthusiasten-Community inzwischen gelöst wurden. Moderne, gut gepflegte oder restaurierte Fieros können durchaus zuverlässige und spaßbringende Klassiker sein.

Der Sammlermarkt heute: Wiederentdeckung eines verkannten Klassikers

Der Pontiac Fiero erlebt in den letzten Jahren eine bemerkenswerte Renaissance auf dem Sammlermarkt. Lange als problematischer Sportwagen mit zweifelhaftem Ruf abgetan, wird er heute zunehmend als innovativer Pionier und unterschätzter Klassiker gewürdigt:

Aktuelle Marktlage:

Preisübersicht nach Modell und Zustand:

Basismodell mit Vierzylinder:

  • Restaurierungsobjekt: 1.500-3.000 €
  • Fahrbereit, guter Zustand: 4.000-7.000 €
  • Exzellenter Zustand, niedrige Laufleistung: 8.000-12.000 €

GT mit V6-Motor:

  • Restaurierungsobjekt: 2.500-4.500 €
  • Fahrbereit, guter Zustand: 6.000-10.000 €
  • Exzellenter Zustand, niedrige Laufleistung: 12.000-18.000 €

Sondermodelle und seltene Varianten:

  • 1988 Formula (letztes Modelljahr mit bestem Fahrwerk): 10.000-20.000 €
  • Pace Car Editionen: 15.000-25.000 €
  • Mera (Ferrari-Look): 20.000-35.000 €

Wertentwicklung:

Die Preise für gut erhaltene Pontiac Fiero sind in den letzten fünf Jahren um durchschnittlich 30-40% gestiegen, mit besonders starken Zuwächsen bei den späteren Modelljahren (1987-1988) und den V6-Modellen. Experten erwarten eine weitere Wertsteigerung, da die „Radikalität“ des Designs und das innovative Konzept zunehmend gewürdigt werden.

Besonders gesuchte Varianten:

  • 1988 Formula und GT: Das letzte Modelljahr mit dem besten Fahrwerk
  • V6-Modelle mit Handschaltung: Die sportlichste Kombination
  • Unmodifizierte Originalfahrzeuge: Zunehmend selten, da viele Fieros umgebaut wurden
  • Niedrige Laufleistung: Exemplare unter 50.000 Meilen sind besonders wertvoll
  • Sondermodelle: Pace Car Editionen und andere limitierte Serien

Faktoren für die Wertsteigerung:

  • Generationenwechsel: Die Generation, die mit dem Pontiac Fiero aufgewachsen ist, hat nun das Alter und die Mittel für Sammlerfahrzeuge erreicht
  • Anerkennung der Innovation: Zunehmende Wertschätzung für das mutige Konzept und die Pionierrolle
  • Seltenheit: Die Zahl gut erhaltener, originaler Exemplare nimmt kontinuierlich ab
  • Praktikabilität: Im Vergleich zu vielen exotischen Klassikern ist der Pontiac Fiero alltagstauglich und wartungsfreundlich
  • Mediale Aufmerksamkeit: Zunehmende Präsenz in Fachzeitschriften und sozialen Medien

Sammlergemeinschaft:

Der Fiero hat eine der aktivsten und engagiertesten Fangemeinschaften im Bereich amerikanischer Klassiker. Zahlreiche Clubs, Foren und soziale Mediengruppen widmen sich dem Erhalt und der Verbesserung dieser Fahrzeuge. Diese starke Community trägt wesentlich zur steigenden Wertschätzung und zum wachsenden Interesse am Fiero bei.

Kaufberatung für Sammler: Der Weg zum eigenen Fiero

Der Erwerb eines Pontiac Fiero als Sammlerfahrzeug erfordert spezifisches Wissen und eine sorgfältige Evaluation. Hier eine umfassende Kaufberatung:

Modellauswahl:

Für Einsteiger:

  • 1985-1986 GT: Guter Kompromiss aus Leistung, Zuverlässigkeit und Preis
  • 1987 Basismodell mit V6: Verbesserte Technik ohne den Preisaufschlag des GT
  • Automatikmodelle: Oft günstiger und für gelegentliche Ausfahrten ausreichend

Für erfahrene Sammler:

  • 1988 Formula oder GT: Das technisch ausgereifteste Modell mit bestem Fahrwerk
  • Sondermodelle: Pace Car Editionen oder limitierte Serien
  • Niedrigkilometer-Exemplare: Unrestaurierte Originalfahrzeuge mit geringer Laufleistung

Für Enthusiasten und Fahrer:

  • 1988 GT mit V6 und Handschaltung: Die sportlichste Serienkonfiguration
  • Modifizierte Exemplare: Mit leistungsgesteigerten Motoren oder verbesserten Fahrwerken
  • Restomod-Projekte: Klassisches Aussehen mit moderner Technik

Worauf Sie achten sollten:

1. Karosserie und Rahmen

  • Rahmenkorrosion: Prüfen Sie den Stahlrahmen sorgfältig auf Rost, besonders an den Aufhängungspunkten
  • Kunststoffpaneele: Achten Sie auf Risse, unsachgemäße Reparaturen und Farbunterschiede
  • Spaltmaße: Ungleichmäßige Spaltmaße können auf Unfallschäden hindeuten
  • Wassereintrittsstellen: Prüfen Sie den Innenraum auf Anzeichen von Wasserschäden
  • Motorraum: Auf Brandschäden oder Anzeichen von Überhitzung achten

2. Mechanischer Zustand

  • Motorprobleme: Auf Ölverlust, ungewöhnliche Geräusche und Rauchentwicklung achten
  • Kühlsystem: Überprüfen Sie die Kühlung gründlich, ein häufiger Schwachpunkt
  • Getriebe: Alle Gänge sollten sich sauber einlegen lassen, keine Geräusche beim Schalten
  • Kupplung: Auf Schlupf und Verschleiß prüfen
  • Bremsen: Auf gleichmäßige Bremswirkung und den Zustand der Bremsleitungen achten

3. Elektrik und Ausstattung

  • Elektrische Systeme: Alle Funktionen testen, besonders Scheinwerfer, Klimaanlage und Instrumentierung
  • Ausklappscheinwerfer: Auf gleichmäßige, zügige Funktion prüfen
  • Innenausstattung: Zustand der Sitze, Armaturenbrett (Risse) und Teppiche bewerten
  • Dichtungen: Auf Alterung und Undichtigkeiten prüfen
  • Klimaanlage: Funktionsfähigkeit testen, Umrüstung auf modernes Kältemittel prüfen

4. Dokumentation und Historie

  • Servicehistorie: Regelmäßige Wartung ist entscheidend für die Zuverlässigkeit
  • Unfallhistorie: Nach Hinweisen auf größere Reparaturen suchen
  • Originalität: Prüfen, ob das Fahrzeug noch seine Originalspezifikationen hat
  • Besitzerhistorie: Wenige Vorbesitzer sind in der Regel ein gutes Zeichen
  • Produktionsdaten: Überprüfen Sie die Übereinstimmung von Fahrgestellnummer und Motorcode

Typische Probleme und ihre Lösungen:

Motorbrände und Überhitzung:

  • Ursache: Hauptsächlich bei 1984er Modellen durch fehlerhafte Pleuelstangen und unzureichende Kühlung
  • Lösung: Verbesserte Kühlsysteme, moderne Kühlmittel, zusätzliche Ölkühler

Ölverlust:

  • Ursache: Alterung der Dichtungen, konstruktionsbedingte Schwachstellen
  • Lösung: Moderne Dichtungsmaterialien, verbesserte Ventildeckeldichtungen

Fahrwerkschwächen:

  • Ursache: Unterdimensionierte Komponenten bei frühen Modellen
  • Lösung: Upgrade auf 1988er Fahrwerk oder Aftermarket-Komponenten

Elektrische Probleme:

  • Ursache: Alterung der Verkabelung, Korrosion an Steckverbindungen
  • Lösung: Überholung der Elektrik, moderne Relais und Sicherungen

Schwergängige Schaltung:

  • Ursache: Verschleiß der Schaltgestänge, falsche Einstellung
  • Lösung: Überholung des Schaltgestänges, verbesserte Aftermarket-Komponenten

Restaurierung und Modifikation:

Der Fiero eignet sich hervorragend für Restaurierungs- und Modifikationsprojekte:

Restaurierungskosten:

  • Leichte Restaurierung: 5.000-10.000 €
  • Umfassende Restaurierung: 15.000-25.000 €
  • Concours-Restaurierung: 30.000+ €

Beliebte Modifikationen:

  • Motorupgrades: Einbau stärkerer GM-V6- oder V8-Motoren
  • Fahrwerksverbesserungen: Sportfahrwerke, breitere Räder, verbesserte Bremsen
  • Karosseriekits: Von dezenten Spoilern bis hin zu kompletten Umbauten (Ferrari, Lamborghini)
  • Innenraumupgrades: Moderne Sitze, Entertainmentsysteme, Klimaanlagen

Spezialisten:

  • In Nordamerika gibt es zahlreiche auf den Pontiac Fiero spezialisierte Werkstätten
  • In Europa sind spezialisierte Betriebe seltener, aber es gibt eine wachsende Szene
  • Online-Communities bieten wertvolle Unterstützung und Kontakte zu Spezialisten

Clubs und Veranstaltungen: Die Pontiac Fiero-Community

Der Pontiac Fiero hat eine lebendige und engagierte Fangemeinschaft, die wesentlich zum Erhalt und zur Wertschätzung dieses besonderen Fahrzeugs beiträgt:

Internationale Clubs:

  • Fiero Owners Club of America: Größter Fiero-Club mit tausenden Mitgliedern
  • Pontiac-Fiero Club of Germany: Deutscher Club für Fiero-Enthusiasten
  • Fiero Forum: Größte Online-Community mit umfangreicher technischer Bibliothek

Anhang: Mein Resümee als ehemaliger Besitzer eines 1988er Pontiac Fiero GT

Nach über 200.000 gefahrenen Kilometern mit meinem 1988er Pontiac Fiero GT möchte ich meine persönlichen Erfahrungen mit diesem außergewöhnlichen Fahrzeug teilen.

Die Schattenseiten

Wartungsherausforderungen

Der Glühlampentausch war extrem teuer, da bei den Ausklappscheinwerfern die Originallampe und der Scheinwerfer eine Einheit bildeten (GM-Teilenummer 16516071 für die komplette Scheinwerfereinheit). Was bei anderen Fahrzeugen eine günstige Routineangelegenheit ist, wurde beim Fiero zu einer kostspieligen Investition.

Der Zündkerzenwechsel gestaltete sich als wahres Abenteuer. Da der 2,8-Liter-V6 quer eingebaut war, waren die hinteren Zündkerzen nur durch Absenken des Motors erreichbar. Was normalerweise eine einstündige Arbeit ist, konnte beim Pontiac Fiero leicht einen ganzen Tag in Anspruch nehmen. Besonders die Zündkerzen an Zylinder 4, 5 und 6 erforderten entweder spezielle Werkzeuge oder eben das teilweise Absenken der Motoreinheit.

Trotz der theoretisch idealen Gewichtsverteilung von 40:60 (vorne:hinten) neigte der Fiero in schnellen Kurven zum Untersteuern. Dies lag hauptsächlich an der Fahrwerksgeometrie und den relativ schmalen Vorderreifen. Die Vorderräder erreichten früher ihre Haftungsgrenze als die Hinterräder, was zum typischen „Schieben“ über die Vorderachse führte. Erst mit breiteren Vorderreifen und modifiziertem Fahrwerk ließ sich dieses Verhalten korrigieren.

Die Sonnenseiten

Überraschende Winterqualitäten

Unglaublich gut verhielt sich der Pontiac Fiero im Winter bei Schnee. Da der Motor direkt über der Antriebsachse lag, hatten die Hinterräder stets optimale Traktion. Während viele Sportwagen bei Schnee in der Garage bleiben mussten, kam der Fiero problemlos durch winterliche Bedingungen – ein unerwarteter Bonus für einen Sportwagen.

Fahrspaß pur

Das kurz übersetzte Getriebe machte enorm viel Spaß und sorgte für eine sehr gute Beschleunigung. Der Pontiac Fiero GT V6 mit seinen 140 PS fühlte sich durch die direkte Kraftübertragung deutlich stärker an, als die Zahlen vermuten ließen. Das unmittelbare Ansprechverhalten und der charakteristische Sound des V6 sorgten für ein authentisches Sportwagengefühl.

Langstreckentauglichkeit

Entgegen vieler Vorurteile habe ich den Fiero häufig auf Langstrecken eingesetzt, beispielsweise für die ca. 750 Kilometer lange Strecke von Graz nach Lustenau, und das ohne nennenswerte Probleme. Zugegeben, mit 25 Jahren nimmt man gewisse Komforteinschränkungen leichter hin, aber der Fiero erwies sich als zuverlässiger Begleiter auch auf längeren Reisen.

Verbrauch? Nebensache!

Zum Verbrauch kann ich nur sagen: Wer darauf achtet, sollte nicht an die Anschaffung dieses Fun-Teils denken. Der Pontiac Fiero war und ist ein Fahrzeug für Enthusiasten, bei dem der Fahrspaß im Vordergrund stand, nicht die Wirtschaftlichkeit.

Wichtige Hinweise für Interessenten

Das Getriebe arbeitet über ein sehr sensibles Seilzugsystem, das präzise Einstellung erfordert. Zusammen mit der Herausforderung des Zündkerzenwechsels bedeutet dies, dass nur ein Mechaniker mit ausreichend Kenntnis und Erfahrung an diesem Fahrzeug arbeiten sollte. Leider wurden viele Fieros mit fragwürdigen Bodykits zu pseudo-Ferraris und anderen Exoten „vergewaltigt“, was der Originalität und dem Charakter des Fahrzeugs selten zuträglich war.

Fazit

Trotz aller Herausforderungen und Eigenheiten bereue ich keinen einzigen der über 200.000 Kilometer mit meinem Fiero GT. Er war ein charaktervolles Fahrzeug mit Ecken und Kanten, aber genau das machte ihn zu etwas Besonderem in einer Zeit zunehmender Uniformität. Der 1988er Jahrgang stellte den Höhepunkt der Fiero-Entwicklung dar – schade, dass Pontiac das Modell genau dann einstellte, als es sein volles Potenzial erreicht hatte.

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